Kegler schaffen Erstliga-Aufstieg - jetzt fehlen die Spieler

Stand: 20.04.2025 10:00 Uhr

Die Bohle-Kegler des Husumer Sportverein seit 1875 e.V. haben den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Das Problem: Weil die Wege jetzt länger sind, haben einige Spieler das Handtuch geworfen.

von Jochen Dominicus

Es ist laut in der Halle des Husumer Kegelvereins. Auf zwölf Bahnen rollen die 2,8 Kilogramm schweren Kugeln über die Holzbohlen in Richtung Ziel: Die neun Kegel. Zweimal die Woche treffen sich die Husumer Kegel-Sportler zum Training. 120 Würfe pro Spieler kommen da oft zusammen, so wie in den Wettkämpfen auch.

Vor acht Jahren waren sie schon einmal erstklassig, stiegen aber direkt wieder ab. Nun haben sie erneut Ambitionen auf die Bohle-Bundesliga, um gegen zwei Kieler Mannschaften und eine aus Pinneberg anzutreten, denn Schleswig Holstein ist in Liga 1 gut vertreten. 

"Der Wille der Mannschaft ist auf alle Fälle da. Wir wollen alle mitmachen." Abteilungsleiter Carsten Dirks

Mehr Teams, mehr Spieltage - weitere Wege

Sechs Männer stehen im Halbkreis in einer Kegelbahn in Husum und tragen dabei Kegleruniform. © NDR Foto: Jochen Dominicus
Frisch in die erste Bundesliga aufgestiegen. Die Kegler des Husumer Sportverein seit 1875 e.V.

Das Problem: In der ersten Bundesliga sind die Wege an Spieltagen zum Gegner viel weiter als in der Zweiten, unter anderem geht es auch nach Berlin. Und, es gibt mehr Teams als in Liga Zwei und damit auch mehr Spiel-Wochenenden pro Saison. Zwölf sind es statt acht. Gespielt wird sonnabends und sonntags. Drei Husumer Kegler haben nach dem Aufstieg auch deshalb das Handtuch geworfen.

Zu zeitintensiv mit all der Fahrerei, sagen sie. Preisgelder sind außerdem Mangelware. "Mal gibt es eine Urkunde oder einen Pokal, ansonsten nix", sagt Kai Petersen, der auch schon in der Nationalmannschaft in seiner Altersklasse spielte. Das führt dazu, dass nur noch sieben Bundesligaspieler verbleiben, was für den Ligaauftakt gerade ausreicht, da mindestens sechs erforderlich sind. Trotzdem brauchen sie dringend Unterstützung.

"Der ein oder andere Spieler fehlt uns aber noch, urlaubsbedingte oder krankheitsbedingte Ausfälle dürfen wir uns sonst nicht erlauben. Dadurch, dass diese Saison jetzt auch vier Spieltage mehr hat." Abteilungsleiter Carsten Dirks

Mehr Spiele bedeuten für die Husumer auch Mehrkosten durch Übernachtungen und lange Autofahrten, wie die nach Berlin. "Wir wollen es aber nochmal in Angriff nehmen, wer weiß, ob wir es danach nochmal schaffen", sagt Spieler Andreas Carstensen, dessen Sohn Erik mit seinen 25 Jahren als jüngster auch im Team dabei ist. Dann wirft er nach drei kräftigen Schritten Anlauf die nächste Kugel über die Bohle-Bahn. Diesmal fallen sieben Kegel.

"Kegeln muss attraktiver gemacht werden." Spieler Kai Christiansen

Der Großteil der Husumer Spieler hat schon die Sechzig erreicht. Nachwuchs gibt es, wie auch in vielen anderen deutschen Kegelvereinen, so gut wie gar nicht mehr, klagt Vorstandsmitglied und Spieler Kai Christensen. "Tatsächlich hat das mit Corona einen Riesencrash gegeben. Wir haben 2018 noch eine eigene A-Jugend gestellt, wurden Deutsche Meister. Und wir konnten dann nicht mal den Titel verteidigen." 2020 war es dann komplett vorbei mit dem Nachwuchs, der sich für andere Sportarten interessiert, so die Vermutung von Kai Christiansen, der zu wenig Innovationen im Kegelsport bemängelt.

Landes- und Deutsche Meisterschaften finden in Husum statt

Mitte Juni finden in Husum die Deutschen Bohle Meisterschaften statt, zu denen rund 500 Sportler in den Norden reisen. Vielleicht eine gute Chance, hier noch zwei, drei Spieler zu überzeugen, in Zukunft in Husum in der ersten Liga zu spielen. Man sei bereits in Gesprächen mit anderen Spielern, berichtet Spieler Kai Petersen, aber Zusagen gibt es bislang noch keine.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Der Tag in Schleswig-Holstein | 21.04.2025 | 19:30 Uhr

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