Ist die "Super-Mediathek" eine gute Idee?
YouTube und Facebook: Auf den ersten Blick wirken die US-Plattformen für Medienmacher wie ein Geschenk. Hier können sie ihre Inhalte veröffentlichen und mit ihren Fans in Kontakt bleiben. Tatsächlich sind dort auch "die Nutzer".
Aber: Wer seine Inhalte hochlädt, gibt im Zweifel auch Kontrolle ab. Wer wie gefunden wird, das entscheiden die Betreiber dieser Dienste - milliardenschwere US-Konzerne. Im Zweifel sind sie nicht der Öffentlichkeit, sondern ihren Aktionären verpflichtet. Sie bestimmen die Spielregeln und entscheiden, wer - wenn überhaupt - welchen Teil des Werbekuchens abbekommt.
Die ARD träumt von einer eigenen Plattform
ARD-Intendanten würden in dieser Situation am liebsten eine eigene Plattform starten - eine Art "Super-Mediathek", die auch Infrastruktur für private Medien sein könnte: "Ich halte das für eine gute Idee, eine gemeinsame Plattform für Qualitätsjournalismus zu schaffen", sagt etwa RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und kann sich dort Inhalte etwa auch von FAZ und "Spiegel" vorstellen, "aber auch alles, was zum Beispiel Volkshochschulen und Museen in diesem Land anzubieten haben".
Auch Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue unterstützt diesen Plan, "weil wir so endlich aus diesem Lammento über Facebook, Google und so weiter herauskämen". So eine Plattform müsse aber vermutlich "neutral organisiert" werden, damit das "ordnungspolitisch" klappe. Immerhin: Verlage sollten - so wie das etwa auch Facebook plant - auch Bezahlmodelle installieren können.
Nur ein Ablenkungsmanöver?
Im Gegensatz zu den ARD-Chefs sind private Medienmacher nicht euphorisch. "Diesem Vorschlag wohnt eine absolut richtige Idee inne", sagt zwar der Präsident des Zeitungsverlegerverbandes BDZV, Axel-Springer-Vorsitzender Mathias Döpfner, und will sich das "sehr genau ansehen". Er warnt aber in einem Atemzug auch: "Natürlich muss man immer sehr darauf achten, dass ein Kooperationsangebot keine Umarmung wird, die das Gegenüber erdrückt und ihm die Luft abschnürt".
Auch der Geschäftsführer des Privatsenderverbandes VPRT, Hans Demmel, will "mit Denkverboten vorsichtig sein - in welche Richtung auch immer". Er betont aber auch: "Unser Eindruck bei diesem ARD-Angebot ist offen gestanden eher, dass es darum geht, die Kritik der Verleger an Informationswebseiten wie tagesschau.de zu befriedigen." Auch Medienjournalisten wie Martin Hoffmann zeigten sich auf Twitter skeptisch:
Diskutieren Sie mit!
Am Ende entscheidet aber ohnehin die Frage: Was wollen die Nutzer und damit auch: die Beitragszahler? Deshalb: Würden Sie Gefallen an einer "Super-Mediathek" finden? Wer sollte seine Inhalte dort einstellen? Und: Welche Funktionen sollte die Plattform unbedingt bieten? Facebook ist schließlich viel mehr als eine Abspielstation für Videos und Texte. Muss es am Ende gar ein vollwertiges soziales Netzwerk sein, bei dem auch Sie Ihre Inhalte einstellen können und mit Ihren Freunden diskutieren können, nach dem Motto: ganz oder gar nicht? Sagen Sie uns Ihre Meinung!