Michael Born ist tot
Michael Born ist tot. Er starb nach Angaben des mit ihm befreundeten Filmemachers und Regisseurs Roland Berger am 4. März im österreichischen Graz an den Folgen einer Lungenentzündung. Als "Kujau des Fernsehens" ging er in die Fernsehgeschichte ein. In den 90ern verkaufte er reihenweise gefälschte und erfundene Geschichten an TV-Magazine wie "SternTV“", "Spiegel TV" oder "ZAK". Mal ging es um Geisterbeschwörer, mal um einen Ku-Klux-Klan in der Eifel - je abgedrehter, desto begehrter waren seine Beiträge offenbar bei den Redaktionen. Was Born in der realen Welt nicht fand, stellte er mit Komparsen und viel kreativem Einsatz einfach nach.
"Wir haben denen eine Welt gebaut, die nur in ihren Köpfen existiert"
"Wir sind dahin getrieben worden", erzählte Michael Born 2011 im Interview mit Anja Reschke für die Sendung "Panorama die Reporter". "Das Problem war, dass die Forderungen der Sender, und das was wir drehen konnten, nicht mehr übereinander kamen. Wir haben denen eine Welt gebaut, die nur in ihren Köpfen existiert."
Vier Jahre Haft
Als der Schwindel aufflog war die Empörung riesengroß - und auch die Scham, dass eine ganze Branche mal wieder auf einen dreisten Fälscher hereingefallen war. 1996 kam es zum Prozess. Michael Born wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Doch der Richter am Landgericht Koblenz sprach auch den Redaktionen eine Mitschuld zu, berichtete damals die taz: Ihre "Gier nach Einschaltquoten" habe über die gebotene journalistische Sorgfaltspflicht triumphiert. "Die Redaktionen, die mehrfach Material von Born angekauft und gesendet haben, haben ihre öffentliche Aufgabe schlecht erfüllt". Gerade die politischen Magazine hätten eine besondere Verantwortung, sich um "Wahrheit und Wahrhaftigkeit" zu bemühen. Eine Aussage, die nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Born plante Theaterstück
In Graz hatte Michael Born in den vergangenen Monaten mit Roland Berger an einem Theaterstück unter dem Titel "Born to fake" gearbeitet. Ein Stück, das nach Angaben Bergers gegenüber ZAPP in die Geschichte der Fälschungen von der Antike bis in die Gegenwart eintaucht. Und auch um eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte sei es Michael Born dabei gegangen. In Zeiten von Fake News und der Diskussion um die Fälschungen des ehemaligen SPIEGEL-Reporters Claas Relotius scheint es nicht so, als habe der Journalismus wirklich seine Lehren aus dem Fall Born gezogen. So sah es auch Michael Born 2011 im Interview mit Anja Reschke: "Guck dir die Programme an, was heute so läuft. Da weiß ich gar nicht mehr, warum ich eigentlich verurteilt wurde."