Warschau, von der Hauptstadt zur Metropole
Griet von Petersdorff war als Vertretung der Warschau-Korrespondenten erstmals 2004 in Polen. Seit dieser Zeit hat sie den Wandel Warschaus von der Haupstadt in eine moderne Metropole verfolgt. Seit September 2014 leitet sie das ARD Studio in Warschau. Ob EU-Politik, Kulturkampf zwischen Kirche und Moderne, die Paarung östlicher Tradition mit westlichen Werten oder die Vorliebe der Polen für Wodka und Wein - sie sagt über Polen: "Unser Nachbarland ist faszinierend."
In ihrem Videoblog "Warschauer Notizen" auf tagesschau.de berichtet Griet von Petersdorff über die große Politik in Warschau, aber auch über Alltägliches aus Polen.
Was hat Sie bis jetzt in Ihrer Korrespondenten-Wahlheimat am meisten beeindruckt?
Griet von Petersdorff: Die Schönheit Warschaus, die Stadt erinnert mich mit ihren zahlreichen architektonischen Brüchen an Berlin. Und nach wie vor beeindruckt mich auch das Bekommen eines Handkusses.
Was hat Sie am meisten schockiert?
Petersdorff: Immer wieder die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg und ausgesprochen aggressive Nonnen mit Hasstiraden gegen die Liberalen.
Welche Geschichte wollen Sie unbedingt in Ihrer Zeit als Korrespondentin erzählen?
Petersdorff: Ich finde die Stadt Lodz (Theo…..!!!!) faszinierend und möchte sehr gern einen Film darüber machen. Sie liegt ein bisschen im Schatten von Warschau und Posen und es gibt so viel über sie zu berichten.
Was ist die größte Herausforderung für die Zusammenarbeit mit den Redaktionen in Deutschland?
Petersdorff: Es gibt keine größeren Herausforderungen derzeit. Klischeethemen wie Autoklau gehören der Vergangenheit an. Polens Bedeutung in der europäischen Politik ist gewachsen, auch aufgrund der Nachbarschaft zur Ukraine. Entsprechend werden auch die Beiträge politischer, es geht lange nicht mehr nur um masurische Seen und schlesische Kornfelder.
Was haben Sie bei jeder Drehreise dabei?
Petersdorff: Mehr Klamotten für den Fall, dass ich länger bleiben muss, was ab und zu vorkommt, und eine Menge Make-up, weil ich als Korrespondentin vor der Kamera agieren muss und immer frisch und munter aussehen sollte.
Was war bisher die größte Panne, die Ihnen widerfahren ist?
Petersdorff: Ein Autounfall auf der Straße, an der ich einen Tagesschau-Aufsager machte.
Mussten Sie aus Höflichkeit bei einer Drehreise schon mal Merkwürdiges essen oder trinken?
Petersdorff: Nein nie, ich esse und trinke alles gern, mein Lieblingsgericht derzeit: polnisches Sushi!
Was ist Ihr Lieblingsplatz in Warschau?
Petersdorff: Ein alter Warschauer Gag:
Frage: Was ist der schönste Platz in Warschau?
Antwort: Der Kulturpalast, weil man von da aus den Kulturpalast nicht sieht.
Ich hingegen sitze überall gern, wo man den Kulturpalast sieht. Es ist einfach ein tolles Gebäude.
Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntag aus?
Petersdorff: Ich könnte sagen, zum Morgenkaffee setze ich mich an den Platz Zbawiciela (ist Kult und die Warschauer Jeunesse dorée treibt sich auch gern dort herum), dann sollte man in den Lazienki-Park gehen, um gepflegt einem Open-Air-Chopinkonzert zu lauschen, um dann anschließend auf die andere Weichselseite zu wechseln und dort am Strand ein Piwo (Bier) zu sich zu nehmen und zu zuschauen, wie hinter der Skyline von Warschau die Sonne versinkt.
Ich sage das aber nicht, weil ich viel lieber fliegen gehe in den Flyspot (Anmerk. d. Red.: Indoor Skydiving Anlage) von Warschau.
Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Petersdorff: Ich vermisse nichts, die Heimat ist nah, es gibt den Warszawa-Berlin-Express, der transportiert Besucher und mich, wenn das Heimweh kommt.