Stand: 02.06.2015 11:00 Uhr

"Viele Jugendliche in Pariser Vororten ohne Chance"

ARD-Korrespondentin Ellis Fröder © WDR/Klaus Görgen Foto: Klaus Görgen
Ellis Fröder leitet das ARD Studio in Paris seit 2012. Die gebürtige Mainzerin fühlt sich mit Frankreich schon lange verbunden.

Nach dem Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Ethnologie begann Ellis Fröder ihre journalistische Laufbahn mit freier Mitarbeit und Volontariat beim Südwestfunk. Später wechselte sie zum WDR und war dort unter anderem als Redakteurin und Moderatorin für das "Morgenmagazin" tätig. Seit 2012 leitet sie das ARD Studio Paris. "Für mich als gebürtige Mainzerin war Frankreich immer nah. Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, in der die früheren 'Erbfeinde' Deutschland und Frankreich sich vorbildhaft ausgesöhnt haben. Das deutsch-französische Verhältnis wird auch in solchen turbulenten Zeiten das Fundament für Europa sein. Umso mehr freue ich mich, dass ich in den nächsten Jahren von Paris aus für die Zuschauerinnen und Zuschauer der ARD berichten kann", so Fröder über ihre Aufgabe als Korrespondentin in Frankreich.
Auf Twitter können Sie ihr folgen unter: @ellisfroeder.

Was hat Sie bis jetzt in Ihrer Korrespondenten-Wahlheimat am meisten beeindruckt?

Ellis Fröder: Zwei Dinge - etwas Ernstes und etwas Leichtes. Zum einen die Anschläge auf unsere Journalistenkollegen von "Charlie Hebdo", die anschließende Solidarität in der Stadt und der Trauermarsch, an dem Millionen Menschen teilgenommen haben. Zum anderen die Unverfrorenheit, mit der die Pariser bei Rot über die stark befahrenen Boulevards promenieren, selbst wenn ein Polizeiauto direkt daneben steht. Ich habe es mir inzwischen auch angewöhnt und staune, wenn ich in Deutschland bin, über den Gehorsam meiner Landsleute, die selbst dann stehen bleiben, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist.

Was hat Sie am meisten schockiert?

Fröder: Dass mitten in Paris der Luxus und der Überfluss herrschen und dass man nur ein paar Kilometer weiter fahren muss, um das andere Paris zu sehen. In vielen Vororten herrschen Armut und Ausgrenzung, bis zu 50 Prozent der Jugendlichen dort haben keine Arbeit und keine Perspektive. Sie sind dem Pass nach Franzosen, doch sie sind ausgegrenzt und ohne Chance.

Welche Geschichte wollen Sie unbedingt in Ihrer Zeit als Korrespondentin erzählen?

Fröder: So viele, dass ich sie nicht aufzählen kann. Frankreich ist so nah an Deutschland und doch ist vieles anders. Ich staune immer noch jeden Tag.

Was ist die größte Herausforderung für die Zusammenarbeit mit den Redaktionen in Deutschland?

Fröder: Die Gläubigkeit vieler Redaktionen an Agenturmeldungen. Darunter leidet wahrscheinlich jeder Korrespondent.

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Was haben Sie bei jeder Drehreise dabei?

Fröder: Feste Schuhe und einen warmen Pullover

Was war bisher die größte Panne, die Ihnen widerfahren ist?

Fröder: Zum Glück keine, an die ich mich noch heute erinnere

Mussten Sie aus Höflichkeit bei einer Drehreise schon mal Merkwürdiges essen oder trinken?

Fröder: Wenn man Austern und foie gras (Anmerk. der Red.: französisch für fette Leber, auch Bezeichnung für Gänsestopfleber) als etwas Merkwürdiges empfindet ...

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Paris?

Fröder: Der Garten des Musee Rodin, bei mir um die Ecke. Ganz ruhig und grün und wunderschön.

Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntag aus?

Fröder: Die "Frankfurter Sonntagszeitung" zum Frühstück und abends den "Tatort".

Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?  

Fröder: Fleischwurst, Streuselkuchen und ein Kölsch.

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