"Deutsche Sicht der Dinge nicht immer die richtige"
Peter Dalheimer war ARD Korrespondent im Studio in Rom. Neben Italien gehörten aber auch Griechenland und Malta zu seinen Berichtsgebieten. Beeindruckt von den "alten Haudegen der ARD Robert Franz, Peter Scholl-Latour, Klaus Bölling, Winfried Scharlau und Fritz Pleitgen" träumte Dahlheimer schon als Junge davon, Auslandskorrespondent zu werden. Nach seinem Studium berichtete er aber zunächst über Regionales in Deutschland, bevor es ihn von 1999 bis 2004 und wieder seit 2006 nach Rom verschlug. "Italien erlebt derzeit eine ungeheuer spannende Phase seiner Entwicklung: Das Land muss sein Schuldenproblem lösen und gleichzeitig den Staat reformieren", so Dalheimer, "gleiches gilt für Griechenland, dessen Kampf gegen die Schulden seit Jahren die Schlagzeilen beherrscht und auch die Arbeit eines Korrespondenten dominiert. Dazu gehören finanzpolitische Zusammenhänge ebenso wie die oft erschütternden Folgen der Sparbemühungen: Armut und Arbeitslosigkeit."
Was hat Sie bis jetzt in Ihrer Korrespondenten-Wahlheimat am meisten beeindruckt?
Peter Dalheimer: In Italien: Wie zuverlässig das Rauchverbot in Gaststätten eingehalten wird.
In Griechenland: Wie entspannt das Rauchverbot in Gaststätten nicht eingehalten wird, nö, im Ernst: Der Langmut, mit dem die meisten Menschen die Krise ertragen, die für viele einen erheblichen sozialen Abstieg, wenn nicht sogar Armut gebracht hat.
Was hat Sie am meisten schockiert?
Dalheimer: Das Elend, in dem in beiden Ländern Flüchtlinge und Arme leben. Ernüchtert hat mich, dass das Fernsehen das nicht abbilden kann, auch wenn Bild und Text noch so gut sind. Gleiches gilt für Katastrophen wie Erdbeben, Hochwasser oder Schiffsunglücke.
Welche Geschichte wollen Sie unbedingt in Ihrer Zeit als Korrespondent erzählen?
Dalheimer: Dass die deutsche Sicht der Dinge nicht immer die richtige ist.
Auf einer Tafel vor einem Restaurant in Italien habe ich kürzlich dies gelesen: "Il tempo, l’amore e la fame possono modificare l’orario d’apertura di questo locale." - zu Deutsch: "Das Wetter, die Liebe und der Hunger können die Öffnungszeiten dieses Lokals beeinträchtigen."
Was ist die größte Herausforderung für die Zusammenarbeit mit den Redaktionen in Deutschland?
Dalheimer: Die Redaktionen betrachten alle Probleme aus deutscher Warte, verstehen zum Beispiel nicht, dass man nachmittags zwischen 14 und 16 Uhr keine Interviews bekommt, weil dann wegen des Klimas Siesta ist.
Was haben Sie bei jeder Drehreise dabei?
Dalheimer: Den Schlüssel für zu Hause.
Was war bisher die größte Panne, die Ihnen widerfahren ist?
Dalheimer: Beim Zeitunterschied Athen/Deutschland habe ich eine Stunde zu viel veranschlagt. Als ich es merkte, war es 15 Minuten vor Sendungsbeginn und von geplanten 2:30 Minuten nur 1:30 Minuten geschnitten. Der Beitrag wurde zwar gesendet, aber alle wunderten sich, warum er mittendrin abbrach …
Mussten Sie aus Höflichkeit bei einer Drehreise schon mal Merkwürdiges essen oder trinken?
Dalheimer: Rohen Tintenfisch.
Was sind Ihre Lieblingsplätze in Ihren Berichtsstädten?
Dalheimer: In Rom - das Meer; in Athen - das Meer.
Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntag aus?
Dalheimer: Handy defekt.
Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Dalheimer: Die funktionierende Bürokratie und eine warme Wohnung im Winter.