Geheimnisvolles Schloss Neuschwanstein

Samstag, 07. Dezember 2024, 12:00 bis 12:45 Uhr

Aus dem Kindertraum eines jungen Prinzen wird das aufregendste Bauvorhaben der Welt. Kurz nach seiner Thronbesteigung befindet Ludwig II. (1845-1886), der stets von seinem sparsamen Vater sehr kurzgehalten wurde: "Ich möchte, dass alle unnötige Knauserei aufhört!"

Intime Tagebucheinträge des jungen Ludwig

Bisher unbekannte Fotos von der Großbaustelle, intime Tagebucheinträge des jungen Ludwig und unveröffentlichte Beschreibungen des Dorfchronisten belegen die Einzigartigkeit von Schloss Neuschwanstein, geben Einblicke in die Detailversessenheit des Bauherrn und erlauben einen Blick hinter die Kulissen des wahr gewordenen mittelalterlichen Traums. Heute ist das bekannteste Bauwerk Bayerns untrennbar mit dem Schicksal seines Erbauers König Ludwig II. verbunden.

"Der plötzliche Tod des Königs hat dem Schloss einen fulminanten Start in seiner Karriere als Touristenattraktion beschert", sagt Ludwig Prinz von Bayern, ein Verwandter des sogenannten Märchenkönigs. "Es ist eine gebaute Fantasie. Man ist nicht in einem Haus, man ist in einem Traum."

Die perfekte Symbiose aus Hightech und Mittelalter

Schon bei der Erbauung wirkt das Schloss wie aus der Zeit gefallen. Es ist die perfekte Symbiose aus Hightech und Mittelalter. Der Bauherr will durch das fantastische Bauvorhaben der Realität seiner Amtsgeschäfte entkommen. Das Gefühl, nicht verstanden und akzeptiert zu werden, lässt den Monarchen in immer entrücktere Traumwelten abgleiten. Neuschwanstein wird zu seinem letzten Refugium. Hier speist der persönliche Freund des Komponisten Richard Wagner mit den Sagenfiguren aus dem "Nibelungenlied" und schläft unter den wachsamen Augen von Tristan und Isolde.

Jahrzehnte liegt das Schloss im Dornröschenschlaf

Es bleibt dem Erbauer verwehrt, seinen Palast im vollendeten Zustand zu bewohnen. Am 12. Juni 1986 wird Ludwig abgeholt. Es regnet, Ludwig wirft noch einen letzten Blick zurück auf sein Traumschloss. Der König von Bayern wird gerade hier verhaftet und entmachtet, was zur Mystifizierung des Ortes beiträgt. Der rätselhafte Tod im Starnberger See wenige Tage später macht den Märchenkönig endgültig zur Legende. Sechs Wochen nach seinem Tod wird das Schloss für Besucher geöffnet, auch um zu beweisen, wie "verrückt" der König war.

Für Jahrzehnte liegt das Schloss im Dornröschenschlaf. Zwei Weltkriege übersteht es unbeschadet, obwohl es von den Machthabern des Dritten Reichs als Lager für Raub- und Beutekunst missbraucht wird.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges erreichen US-Truppen Neuschwanstein. Bald findet sich das Schloss auf der Liste der Sehenswürdigkeiten aller in Deutschland stationierter GIs. Und so kommen Fotos vom bayerischen Traumschloss in die Wohnzimmer vieler Amerikaner. Das Schloss wird zum Symbol für ein anderes Deutschland. Wer Neuschwanstein sieht, wird nicht an den Nationalsozialismus, sondern an eine bessere Welt erinnert.

Autor/in
Oliver Halmburger
Kamera
Tobias Corts
Florian Epple
Schnitt
Jan-Philipp Stahl
Redaktion
Andrea Bräu
Sprecher/in
Udo Wachtveitl
Redaktion
Marc Brasse

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