Zeitreise: Die Zahnarzt-Pionierin
Das Zähneziehen war jahrhundertelang die Sache von Männern. Frauen gab es nur als Patientinnen. Bis Henriette Hirschfeld kam. Geboren als Tochter eines Sylter Pastors fährt sie 1867 in die USA, um dort Zahnmedizin zu studieren. In Deutschland ist das zu dieser Zeit nicht möglich, so ist zum Beispiel in Preußen bis 1908 den Frauen verboten, an einer Universität zu studieren. In Philadelphia kann Henriette Hirschfeld nach zwei Jahren ihr Studium als Zahnärztin erfolgreich abschließen und fährt zurück nach Deutschland. In Berlin-Mitte eröffnet sie mit großem Erfolg eine eigene Zahnarztpraxis. Vor allem Kinder und Frauen sind ihre Patienten. Und sie darf sich Hofzahnärztin nennen, denn die kaiserliche Familie läßt sich von ihr behandeln.
Die Zahnärztin der Werftarbeiter
Renate Telschow hat von der Pionierarbeit Henriette Hirschfelds profitiert. 1946 beginnt sie in Kiel Zahnmedizin zu studieren. Außer ihr gibt es unter den etwa 30 Studenten nur eine andere Frau. Als sie 1950 ihr Studium beendet hat, nimmt sie verschiedene Stellen an, wird Schulzahnärztin in Lübeck und arbeitet in einer Praxis in der Nähe der Kieler Werften. Die Werftarbeiter, die zu ihr kommen, haben so kurz nach dem Krieg meist schlechte Zähne. Das Zähneziehen aber fällt leicht, erinnert sich Renate Telschow, denn die Zähne waren meist durch schlechte Pflege schon gelockert. 1967 macht sie ihre eigene Praxis auf, 1992 geht sie mit 65 in den Ruhestand. Renate Telschow kennt auch die moderne Entwicklung in der Zahnmedizin und ist froh, daß die Patienten heute nicht mehr so viel Angst haben wie früher, als es noch Tretbohrer gab und die Betäubungsmöglichkeiten oft mangelhaft waren. Unsere Zeitreise berichtet von der Zahnarzt-Pionierin Henriette Hirschfeld und von den Erlebnissen von Dr. Renate Telschow, die vor mehr als 67 Jahren anfing Zahnmedizin zu studieren.
