Zeitreise: Schweinerei
Seine Bewunderer nannten ihn in den 1960er und 70er Jahren den "Schweinepapst": Heinrich Biehl, gelernter Bankkaufmann und als Landwirt Autodidakt. Er wollte von Gut Heinrichshof in Storman aus die Schweinezucht revolutionieren - ein tierisches Imperium mit mehr als 600.000 Tieren aufbauen.
Tüfteln an Futterrezepten
Der heutige Besitzer von Gut Heinrichshof, Günther Lesser, kann uns nur noch die Fundamente der Stallungen zeigen, längst wurden sie abgerissen. Sie erzählen vom Traum eines Mannes. Heinrich Biehl hatte mit dem Verkauf einer Futtermehlfabrik Millionen verdient. Die investierte er in Tausende von Schweinen. Biehl forschte, beobachtete die Tiere und experimentierte. Auf Gut Heinrichshof wurde an neuen Rezepturen zur Fütterung getüftelt. Biehl erfand eine Mischung aus Sojaschrot, Mineralien und Antibiotika. Damit das Fleisch magerer wird, lässt er beim Futter Sand zusetzen. Von überall her kamen Landwirte zu ihm, um zu lernen und seine Produkte zu kaufen.
Berühmt durch mutterlose Ferkelaufzucht
Berühmt in ganz Europa wurde Biehl aber durch die mutterlose Ferkelaufzucht. Normal blieb das Ferkel einen Monat bei der Mutter. In Biehls Ställen kamen sie bereits nach vier bis sechs Tagen in Einzelboxen und wurden mit sterilem Brei gefüttert. Wenn sie dann weiterverkauft wurden, sahen sie aus wie "Marzipanschweine". Doch die Tiere hatten keine Widerstandskräfte, erkrankten schnell. Landwirte verloren viel Geld beim Kauf der Biehlschen Schweine. Und noch eine Gefahr gab es. Heinrich Biehl war stolz auf seine Tiere, auf die neuen Ställe, die er entwickelte. Zu Tausenden marschierten Besucher durch die Gebäude von Gut Heinrichshof - ohne Schutzkleidung. Immer wieder wurden Seuchen eingeschleppt, Tiere wurden krank. Das Ordnungsamt verhängte eine Quarantäne, weil Salmonellen nachgewiesen wurden. Zahlreiche Tiere mussten getötet werden.
Ende durch Konkurs
Schließlich endete das Experiment mit einem spektakulären Konkurs. Heinrich Biehl musste Gut Heinrichshof verkaufen. Sein Traum vom größten Schweinezuchtbetrieb Europas war zuende. Er selbst aber forschte weiter - bis heute sind Patente zur Schweinezucht unter seinem Namen im Internet zu finden. 2001 stirbt Heinrich Biehl in Ahrensburg. Der Mann, den sie hochachtungsvoll den "Schweinepapst" nannten. In unserer Zeitreise erzählen wir von dem Experiment Heinrich Biehls und lassen uns von Zeitzeugen den Visionär der Schweinezucht beschreiben.