Havarien auf dem Nord-Ostsee-Kanal
von Carolin Rabe
Die Schiffe werden immer größer, das Revier bleibt gleich: Der Nord-Ostsee-Kanal ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Bis zu 30.000 Schiffspassagen jedes Jahr - da bleiben Unfälle, Havarien und Kollisionen nicht aus. Auf den Pötten herrscht Lotsenpflicht. Dennoch ereignete sich am 12. Dezember 1995 eines der schwersten Unglücke auf dem Kanal. In der Nähe von Rendsburg hatte die "Sabine D." einen Ruderschaden und kollidierte mit einem entgegenkommenden Containerschiff.
Ein Ereignis, das der damalige Chef der Wasserschutzpolizei Rendsburg nie vergessen wird. Noch heute wird Jörg Andresen auf den Vorfall angesprochen. Das Ereignis sorgte weltweit für Aufsehen und lockte tausende Schaulustige an. Denn die Bergung war langwierig und schwierig. An Bord waren 90 Container, das Schiff hatte von der Kollision ein vier mal vier Meter großes Leck, war mit Wasser vollgelaufen und gekentert. Die Container sackten in den Kanal. Darin befanden sich nicht nur Schrauben, Trimmräder und Tiefkühl-Shrimps, sondern auch 76 Fässer mit einer giftigen Chemikalie.
"Enges Revier" macht die Durchfahrt schwierig
Lotse Martin Finnberg hat schon 5.000 Passagen durch den Kanal im Laufe seines Berufslebens gefahren. Er selbst ist einmal in eine Böschung gefahren: am Anfang seiner Laufbahn vor 18 Jahren. Für Schiffskollisionen gebe es immer zwei Ursachen, erklärt Martin Finnberg. Entweder handelt es sich um menschliches oder technisches Versagen. Und da der Kanal ein "enges Revier" ist, wie er sagt, wird ein Ruder- oder Maschinenausfall sofort "bestraft". Einfach dem Kanalverlauf folgen - so einfach ist das nicht, sagt Finnberg. Die Verkehrsregeln und nicht zuletzt die Hydrodynamik des Wasser machen es schwierig. Und das Wetter - denn gerade bei Nebel, ohne Sicht, dienen einzig die Instrumente an Bord der Orientierung.
Diebe auf dem Kanal
Die "Sabine D." konnte nach mehr als einem Monat geborgen werden - und auch die gefährlichen Fässer. Am 16. Januar 1996 war der Kanal wieder frei. Ein Teil ihrer Ladung, die Shrimps, landeten in den Restaurants der Umgebung, vermutet Jörg Andresen. So mancher Dieb hatte sich wohl nachts an den Containern zu schaffen gemacht.
"Sabine D." bleibt im Gedächtnis
Die "Sabine D." wurde verkauft und erhielt andere Namen. Sie fuhr weiter auf den Weltmeeren und vermutlich auch durch den Kanal. Ihre Geschichte aber, die wird der ehemalige Chef der Wasserschutzpolizei Rendsburg, Jörg Andresen, niemals vergessen.
In unserer Zeitreise blicken wir zurück auf spektakuläre Unfälle auf dem prestigeträchtigen Kanal, Schiffskollisionen - aber auch auf misslungene Manöver in Schleusen.