Zeitreise: Die Geschichte des Nordmarksportfelds
von Karl Dahmen
Es ist ein Eiland - ein grüner Fleck, eingezäunt, mit Bäumen umrandet und für viele Spaziergänger und Amateursportler eine Ruheoase: das Nordmarksportfeld. Doch dieses rund 31 Hektar große Gelände hat in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte schon viel erlebt. In den 1990er Jahren platzte der Platz mitten in Kiel aus allen Nähten und dämpfende Bässe durchschüttelten das Grün. So etwas hatte die Stadt so noch nie erlebt. 1992 brachte die englische Band "Genesis" mit Phil Collins etliche Fans zusammen und die Stadt zum Beben. Fünf Jahre später fiel das Ganze noch eine Nummer größer aus, als mehr als 50 Lkw die Bühne des damals wohl berühmtesten Pop-Stars der Welt zum Nordmarksportfeld brachte: Michael Jackson. Dass der "King of Pop" in Kiel auftrat, war eine absolute Sensation. New York, London und Berlin waren eigentlich Städte, in denen er die Zuschauer begeisterte. In der Landeshauptstadt gab es nur einen Ort, an dem dieses Mega-Konzert des Ausnahmekünstlers stattfinden konnte.
Rennstrecke und Luftschiffe
1907 entstand dieses Areal als städtischer Sport- und Spielplatz. Drei Jahre später baute man hier sogar eine Luftschiffhalle und Zeppeline starteten auf dem "Norder", wie die Kieler ihren neuen Platz nannten. 1917 aber war diese Episode schon wieder zu Ende. Er wurde nun vor allem als Sportplatz und Rennstrecke für Pferde und Motorräder genutzt.
Sensation: Michael Jackson kommt nach Kiel
Aber dass das Nordmarksportfeld mal Konzertplatz für den wohl größten Popstar der Welt werden sollte, das hätte sich auch Jörg Ulrich kaum träumen lassen. 1997 war er 19 Jahre alt und Mitglied der Crew, die für Michael Jackson die Bühne baute. Mit seinem Backstage-Pass durfte er hinter die Kulissen der Show und hat sie schließlich im "Graben" zwischen Publikum und Bühne miterlebt.
50.000 Zuschauer auf dem Norder
Er erinnert sich noch gut daran, wie die Fans Michael Jackson mit Stofftieren bewarfen und das ganze Konzert über kreischten. Eine Frau nach der anderen, erzählt er, wurde über die Absperrung gezogen, weil sie ohnmächtig geworden waren. Der Popstar selbst imponierte ihm gewaltig. Sein Tanz, die Choreografie, die Musik - Jörg Ulrich ist heute noch der Respekt vor dieser auch körperlichen Herausforderung Jacksons anzumerken. Mehr als 50.000 Menschen begeisterte der Megastar in Kiel.
Boomerang und Ballone
Seitdem hat der "Norder" nie wieder ein solches Konzert erlebt. Auf ihm fanden nun Boomerang-Weltmeisterschaften und Fußballspiele statt. Viele Amateursportler genießen beim Joggen die Ruhe und die Weite des Feldes. Einmal im Jahr erheben sich hier Dutzende Heißluftballone in den Kieler Himmel, wenn zur Kieler Woche die "Balloon Sail" stattfindet.