Die Geschichte der Ahrensburger Gottesbuden
von Karl Dahmen
Ein Schloss wie aus einem Märchen: Ahrensburg. Und märchenhaft ist auch die Geschichte von Wohnungen, die in zwei Reihen rund um eine Kirche nur einige Meter entfernt gebaut wurden: die Ahrensburger Gottesbuden. 1596 wurden sie als schlichte Wohnungen für Bedürftige errichtet, wobei die eine Hälfte einen halben Taler, die andere nichts kostete.
Die Miete gilt im Prinzip bis heute, aber nachdem Zentralheizung und Bad in jede Gottesbude eingebaut wurden, werden für die knapp 20 Quadratmeter 180 Euro Nebenkosten berechnet.
Zuflucht seit mehr als 400 Jahren
Seit 400 Jahren gibt es die Gottesbuden und Werner Astemer ist seit mehr als 40 Jahren ihr Hüter. Seitdem er als junger Küster an der Schlosskirche anfing, hat Astemer die Geschichte dieser besonderen Wohnungen gepackt. Der heute 79-Jährige würde gern wissen, was eine der Wohnungen wohl so alles zu erzählen hätte, denn sie haben vier Jahrhunderte Deutscher Geschichte "miterlebt". So wurde beispielsweise eine der Bewohnerinnen 1613 als Hexe verbrannt. Die Gottesbuden überstanden den Dreißigjährigen Krieg und auch die Eroberungsfeldzüge Napoleons. Hier wohnte man, als Schleswig-Holstein aufhörte dänisch zu sein. Und hierher flüchteten sich Menschen nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges.
Hilfe für Menschen in Not
Früher haben in den Gottesbuden vor allem alte Menschen gelebt, die keine Familien hatten, die sie unterstützten. Heute leben hier auch junge Leute, die ihre Miete nicht mehr zahlen können. Ihnen helfen der soziale Dienst der Stadt und die Kirchengemeinde. Werner Astemer ist ihr Ansprechpartner in vielen praktischen Dingen. Seit 2009 ist er bereits pensioniert, aber die Kirchengemeinde möchte nicht auf sein Wissen und seine Erfahrung verzichten. Sein Herzensanliegen ist, Menschen die auf der Straße leben eine neue Perspektive zu bieten. Seit mehr als 400 Jahren gibt es die Gottesbuden in Ahrensburg und so lange es sie gibt, da ist sich Werner Astemer sicher, werden hier Menschen ein Zuhause und eine Zuflucht finden.
In unserer Zeitreise erzählen wir von den Gottesbuden und einigen ihrer Bewohner mit alten Filmausschnitten.