Zeitreise: Das Foto vom Chanukka-Leuchter
Kiel im Dezember 1932: Rosi Rachel Posner, die Frau des Kieler Rabbiners rückt den Chanukka-Leuchter der Familie auf der Fensterbank zurecht, nimmt ihre Kamera und drückt auf den Auslöser. Das Foto, das dabei entsteht, wird Jahrzehnte später international berühmt, ist aber in Deutschland weitgehend unbekannt. Durch einen bizarren Zufall leben die Posners direkt gegenüber der Kreisgeschäftsstelle der NSDAP. Und so sieht man den Leuchter im Vordergrund und unscharf im Hintergrund die Hakenkreuzfahne, die aus dem Bürofenster der Nazis hängt. Als Frau Posner den Abzug bekommt, schreibt sie ein Gedicht auf die Rückseite: "Juda verrecke, die Fahne spricht. Juda lebt ewig, erwidert das Licht".
Düstere Prophezeiung im Bild
Ein Foto, ein Gedicht voller Vorahnungen auf das, was kommen wird. Im März übernehmen die Nazis die Macht auch in Kiel, im Juni emigriert die Rabbinerfamilie - zunächst nach Belgien, dann nach Israel. Den Chanukka-Leuchter und das Foto der Rabbinerfrau retten die Posners durch alle Wirren - bis in die Gegenwart. Der Enkel der Posners, Yehuda Mansbach, hat den Leuchter der Gedenkstätte Yad Va´Shem gestiftet, aber unter einer Bedingung: Jedes Jahr im Dezember fährt er in das Museum und holt den Leuchter aus der Vitrine, um ihn zu Hause in Beit Shemesh ins Fenster zu stellen und mit seiner Familie das Lichterfest zu feiern. Es ist ein Stück Geschichte und seine Erinnerung an die Leidensgeschichte seiner Familie.
In unserer Zeitreise hat sich ein NDR Team in Kiel und Israel auf die Spuren der Familie Posner begeben und zeichnet die Geschichte des Leuchters und den Weg der letzten Rabbinerfamilie von Kiel nach.