Zeitreise: AKW im Wattenmeer
Es gibt Geschichten, die sind so unglaublich, dass man sie zweimal lesen muss. Diese gehört dazu: 1976 hatte das Bundesforschungsministerium eine Studie in Auftrag gegeben, um Standorte für Kernkraftwerke vor der nordfriesischen Küste zu finden. Eine Forschergruppe der Dornier-System-Meerestechnik stellte fest, dass es möglich wäre, im nordfriesischen Wattenmeer acht Atomkraftwerke zu bauen. Sie schrieben auch, dass bis zum Jahr 2000 die Bundesrepublik zu einem erheblichen Teil mit nuklearem Strom aus der Nordsee versorgt werden könnte.
Widerstand gegen atomare Pläne
Als diese Ergebnisse an die Öffentlichkeit kamen, ging ein Proteststurm an der nordfriesischen Küste los. Kurz zuvor war noch ein Naturpark geplant gewesen. Dieser Plan war zunächst in den Schubladen verschwunden, denn nun hatte man eine industrielle Alternative für das Wattenmeer.
Zu den Protestierern gehörte auch Boje Maaßen, Lehrer auf Föhr. Er war entsetzt über die Absichten der Atomindustrie und organisierte den Widerstand gegen die atomaren Pläne. Bald hieß es auf der Insel von seiner Schule, sie "sei grün unterwandert". Als erstes bildeten sich Bürgerinitiativen als Widerstand gegen mögliche Atomkraftwerke. Die Menschen gingen auf die Straße, demonstrierten - in Jugendzentren, wie in Niebüll, trafen sich die Gegner der Atompläne.
Grüne Liste Schleswig-Holstein
Ein Grund für den politischen Kampf war der Umweltschutz. Die Grüne Liste Schleswig-Holstein, die später zur Partei der Grünen wurde, entstand. 1983 war Boje Maßen der erste Spitzenkandidat der Partei in Schleswig-Holstein.
Der Protest an der Westküste verhinderte schließlich, dass die Pläne von Kernkraftwerken im Wattenmeer weiter verfolgt wurden. In unserer Zeitreise erzählen Zeitzeugen von dem Kampf gegen den Plan, Atomkraftwerke im Wattenmeer zu errichten. Ein Stück Schleswig-Holsteiner Geschichte, das heute vergessen ist.