Ein Leben auf dem Wasser - Rettungssportlerin Janka Krohn
Beim Rettungssport simulieren die Athleten Rettungssituationen im Wasser oder nutzen Rettungsgeräte. Mit ihrer Leidenschaft ist Janka Krohn bei Wettkämpfen in ganz Europa unterwegs. Und das erfolgreich.
Mit fokussiertem Blick bedient sie das Rudergerät, zieht das Flexiband hinter ihrem Rücken auseinander, und dehnt auf der Matte ihren Oberkörper nach oben und nach unten. An diesem Morgen ist Janka Krohn die einzige, die schon im Kraftraum ihres Wassersportvereins an der Alster trainiert. "Für den Sport braucht man sehr viel Disziplin, Vielseitigkeit und Kraft", erzählt die 19-jährige. "Der Gedanke dahinter ist es, Leben zu retten, und das mit dem Hochleistungssport zu verbinden." Janka Krohn ist Rettungssportlerin. Dabei simulieren die Athleten Rettungssituationen im Wasser und nutzen Rettungsgeräte. Die Disziplinen: Schwimmen, Laufen am Strand, Rettungskajak, Rettungsboard und simulierte Rettungsübungen - dabei geht es immer um Schnelligkeit.
Im Kampf mit den Wellen
Mit dem großen Rettungsboard unter dem Arm läuft Janka über den Steg an der Alster. Eine Dreiviertelstunde fährt sie von ihrem Heimatort Bargfeld-Stegen im Kreis Storman hierher, um auf dem Wasser zu trainieren - drei Mal in der Woche. "Die größte Schwierigkeit bei der Sportart sind die verschiedenen Wetterbedingungen auf dem Wasser", findet sie. "Letzten Sommer habe ich das Bord ins Gesicht bekommen und mir die Nase gebrochen, weil ich die Wellen falsch eingeschätzt habe." Auch die Strömung kann gefährlich werden. Und die lässt sich erst beurteilen, wenn man schon auf dem Wasser ist. "Dann muss ich flexibel sein und mich so schnell wie möglich darauf einstellen, um sie im besten Fall für mich nutzen zu können", sagt Janka, bevor sie ihr Board ins Wasser legt und aufspringt. Kniend paddelt sie raus auf die Alster. Nur mit der Kraft ihrer Arme. An diesem Tag übt sie Sprints.
Wettkämpfe in ganz Europa
Auf dem Wasser und in der Natur zu sein, habe sie schon immer geliebt. "Janka konnte schon tauchen, als sie drei Jahre alt war", erzählt ihre Mutter Birgit Lange, die sie an diesem Tag zum Training begleitet. "Wir mussten richtig gut aufpassen, weil sie überhaupt keine Angst vor Wasser hatte." Jankas Mutter war früher selber Rettungssportlerin - in der Nationalmannschaft. Es so weit zu schaffen ist auch Jankas Ziel. Im Bundeskader ist sie schon, war für ihren Verein "Region Uetersen" bei etwa 70 Wettkämpfen in ganz Europa dabei. Bei der EM in Spanien holte sie Bronze, schaffte es im vergangenen Jahr bis zur Weltmeisterschaft in Italien. "Da war ich sehr nervös, hab mir viel mentalen Druck gemacht, der mich eingeschränkt hat. Normalerweise gibt mir die Nervosität bei Wettkämpfen noch einen extra Kick", erinnert sie sich.
Es geht um Menschenleben
Jetzt holt Janka ihr Rettungskajak, den sogenannten Surf-Ski, aus dem Bootshaus. Bei dem 18 Kilo schweren Gerät kommt es vor allem auf die richtige Technik an. 2.000 Euro kostet so ein Boot. Janka hat mittlerweile einen Sponsor, der ihr das Material stellt. Ihre Lieblingsdisziplin heißt "Oceanwoman" und verbindet alle Elemente des Rettungssports: Rettungsboard, Rettungskajak, schwimmen und zwischendurch: Laufen durch den Sand. Insgesamt trainiert Janka zwölf Mal in der Woche - neben den Abiturprüfungen und ihrem Job als Bademeisterin in einem Freibad. "Es ist ja nicht einfach nur ein Sport, da geht es ja auch darum, Menschenleben zu retten. Zu wissen, dass ich im Ernstfall helfen könnte, gibt mir ein gutes Gefühl." Echte Menschenleben musste sie bisher aber noch nicht retten.
Jankas nächste Ziele: sich für die Nationalmannschaft zu qualifizieren. Und die Europameisterschaft in Belgien. Im Herbst möchte sie dann ihren ganz großen Traum verwirklichen: "Ich möchte unbedingt nach Australien gehen, weil der Sport da einen ganz anderen Stellenwert hat als hier, viel größer ist", schwärmt sie, bevor sie mit ihrem Rettungskajak in Richtung Außenalster auf dem Kanal verschwindet.