Panorama - die Reporter

Mit dem Esel durch Afghanistan

Dienstag, 05. Januar 2021, 21:35 bis 22:05 Uhr

Es ist der wohl verrückteste Trip seines Lebens: Reporter Samuel Häde begibt sich auf Weltreise, sein nächstes Ziel liegt in Afghanistan.

Im nordöstlichsten Zipfel des Landes, im Wakhan-Korridor, soll - abgeschnitten von der Moderne - auf etwa 4.000 Metern Höhe des Pamirgebirges einer der letzten Nomadenstämme unserer Erde leben. Dorthin führt keine Straße. Der Wakhan-Korridor sei sicher, hatte man Samuel Häde in der Tourismus-Behörde versichert. Es ist einer der wenigen Flecken des Landes, der nicht von den Taliban kontrolliert wird. Doch wie kommt man dorthin? Die Einheimischen wissen es: mit einem Esel.

Reporter Häde kauft ein Tier, das er Edward nennt. Doch schon nach wenigen Kilometern Marsch wird klar: Edward ist eigen und er ist wasserscheu. Dabei liegen noch unzählige kleine und größere Flussläufe vor ihnen. "Er wollte nicht mal eine Pfütze überqueren", erzählt der Filmemacher. "Mir haben Menschen unterwegs gesagt: Der Esel ist zu schwach, der wird es nicht schaffen, vergiss es!" Samuel Häde schafft es in den nächsten Ort und tauscht seinen Esel um. Edward II. ist ein kräftigeres Tier, der das Gepäck des Filmemachers - Zelt, Schlafsack, Proviant - leicht in das Gebirge trägt. Häde lernt diese Art zu reisen bald sehr zu schätzen. "Wenn man mit einem Esel reist, ist man schnell genug um ein paar Kilometer am Tag voranzukommen, aber immer noch langsam genug, um jedem die Hand zu geben, der an einem vorbeiläuft."

Eine Sensation in jedem Dorf

So kommt der Filmemacher schnell in Kontakt mit Afghanen, die ihn, den Deutschen mit dem Esel, neugierig empfangen: "Ich konnte kaum durch ein Dorf gehen, ohne auf ein Tee eingeladen zu werden." Mit seiner Kamera dokumentiert er diese Begegnungen. Jedes Mal aufs Neue erklärt er mit Hilfe der wenigen Vokabeln Farsi, die er gelernt hat, und mit Hilfe von Händen und Füßen, dass er einen Film dreht und zu den Nomaden will. Was die Menschen ihm erzählen, kann er in diesen Momenten nur ahnen: "Ich habe ihre Antwort gefilmt und erst als ich meine Aufnahmen ungefähr ein Jahr später übersetzen ließ, wusste ich, was sie mir wirklich geantwortet hatten."

Reporter Samuel Häde in einer Jurte, einem Zelt der Nomaden in Afghanistan. © NDR
Reporter Samuel Häde in einer Jurte, einem Zelt der Nomaden.

So erzählt ihm etwa ein junger Student: "Wenn ich zu Hause bei meiner Familie bin und mit meinen Brüdern spiele - das macht mich am glücklichsten." Oder ein älterer Herr, der ihn in sein Haus einlädt, bedankt sich überschwänglich für den Besuch: "Vielen Dank. Du bist hierher gekommen und hast viele Strapazen auf dich genommen. Du bist in unsere Heimat gekommen. Herzlich willkommen! Habe eine gute Reise in den Pamir!" Es sind viele solcher Erlebnisse, die an dem Bild rütteln, das der Reporter von Afghanistan hatte: ein von Krieg und schlechten Nachrichten geprägtes Bild.

Männer auf Pferden im Pamirgebirge in Afghanistan. © NDR
Beeindruckende Kulisse: das Pamirgebirge.

Werden Filmemacher Samuel Häde und sein Esel Edward es hoch ins Pamirgebirge schaffen? Was erleben sie unterwegs? Und wie leben die Nomaden in dieser kargen und menschenfeindlichen Umgebung? Eine Reportage aus Afghanistan, das man so noch nicht gesehen hat.

Produktionsleiter/in
Sabine Grunitz
Redaktion
Dietmar Schiffermüller
Anna Orth
Autor/in
Samuel Häde
Redaktion
Schiffermueller, Dietmar