Panorama - die Reporter
Dienstag, 05. Juni 2018, 21:15 bis
21:45 Uhr
Donnerstag, 07. Juni 2018, 02:15 bis
02:45 Uhr
Sie sind Krankenschwester, Köchin, Professorin, Polizistin, Aufsichtsrätin oder Hausfrau. Sie sind zur Schule gegangen, haben ihre Abschlüsse gemacht und haben eins gemeinsam: Sie glaubten, dass sie gleiche Chancen hätten wie Männer.
"Als Mädchen dachte ich, ich kann alles und ich kann alles werden", sagt etwa die Politikwissenschaftlerin Claudia Wiesner über sich. Als Mädchen und junge Frauen glaubten sie alle fest daran, dass ihnen die Welt offen steht, dass Gleichberechtigung in Deutschland weitgehend durchgekämpft sei. Dann kam vieles anders. Hier eine männliche Kungelrunde, dort ein geringschätziger Spruch, Ausgrenzung, Anmache und Abwertung. "Dass man im Berufsleben als Sekretärin angesehen wird", habe sie ständig erlebt, schildert Katja Domschky, Architektin im Vorstand der Architektenkammer.
"Bis 25, bis 30 habe ich als Frau keine Nachteile, ich fahre genauso zu Einsätzen wie mein männlicher Kollege. Kommt aber Familie dazu, kommen Kinder dazu, geht es los", schildert Polizeihauptkommissarin Erika Krause-Schöne den Punkt, an dem sie zum ersten Mal merkte, dass ihr Geschlecht doch einen Unterschied macht. Fortan sei es schwieriger, gesehen und gefördert zu werden. "Da ist der Kollege mit drei Kindern, auf den muss ich erst mal achten, der hat eine Familie zu ernähren", habe sie dann zu hören bekommen. "Ich habe doch auch eine Familie zu ernähren, ich bin Familienernährerin."
Es sind nicht nur sexuelle Übergriffe, die die #MeToo-Debatte geprägt haben. Es sind auch die vielen kleinen Benachteiligungen und Brüche, die Frauen in ihrem Berufsalltag erleben. Diese Erlebnisse scheinen so alltäglich zu sein, dass niemand über sie spricht. Dabei erzählen sie viel über Machtverhältnisse und Rollenbilder im Jahr 2018. "Das Gefährliche gerade an unserer Zeit ist, dass viele junge Frauen meinen, es ist alles gleichberechtigt und deswegen nichts tun und das ist es nicht", mahnt Architektin Katja Domschky.
Die Reporterinnen Pia Lenz und Anna Orth haben 18 verschiedene Frauen befragt, was sie in ihrem Berufsleben erleben. Ihre aufwühlenden Alltags-Berichte zeigen, wie weit entfernt unsere Gesellschaft von Gleichberechtigung ist.
- Autor/in
- Anna Orth
- Pia Lenz
- Redaktion
- Anja Reschke
- Lutz Ackermann
- Produktionsleiter/in
- Nicole Deblaere
- Redaktion
- Schiffermueller, Dietmar