Weiteres deutsches Unternehmen verlässt Nord Stream 2

Stand: 23.02.2021 18:00 Uhr

Die Liste der Firmen, die das Gas-Projekt Nord Stream 2 wegen der US-Sanktionen verlassen, wird länger. Nach Informationen von NDR und SZ beendet nun auch ein wichtiger Dienstleister aus Hamburg die Zusammenarbeit.

von Stefan Buchen, Carolin Kock, Martin Möller und Reiko Pinkert

Die angedrohten Sanktionen der US-Regierung gegen die Ostseepipeline Nord Stream 2 scheinen zu wirken. In einem Bericht des US-Außenministeriums an den Kongress am vergangenen Freitag heißt es, dass sich bereits 18 Unternehmen aus dem Projekt zurückgezogen hätten. Stichtag dafür war der 31. Januar 2021. Firmen, die danach direkt oder indirekt beteiligt sind, müssen weiterhin Sanktionen befürchten.

Dienstleister beendet offenbar Zusammenarbeit

Das Rohr-Verlegeschiff "Fortuna" im Dezember 2020 auf dem Weg aus dem Hafen von Wismar in die Ostsee. © NDR Foto: Christoph Woest
Das russische Rohr-Verlegeschiff "Fortuna" wurde von der Krebs GmbH technisch neu ausgerüstet.

Nun beendet nach Informationen von NDR und "Süddeutscher Zeitung" auch das norddeutsche Unternehmen Krebs GmbH die Zusammenarbeit mit den Russen. Die Hamburger Firma hatte unter anderem die russischen Verlegeschiffe "Fortuna" und "Akademik Cherski" technisch neu ausgerüstet. Für Krebs war das Geschäft offenbar lukrativ. Aus Vertrags- und Rechnungs-Unterlagen, die der NDR und die SZ einsehen konnten, geht hervor, dass man allein für die Arbeiten an der "Fortuna" einen Preis von über 26 Millionen Euro vereinbart hatte. In den Papieren heißt es, dass sich die Vertragsparteien der Gefahr von US-Sanktionen bewusst seien.

Aus den Unterlagen ergibt sich ebenfalls, dass die Krebs GmbH als sogenannter Verrechnungs-Mandant auftrat. Das heißt, dass Krebs nicht nur als direkter Dienstleister tätig war, sondern auch als eine Art Vermittler für zahlreiche andere Firmen aus Deutschland und dem europäischen Ausland.

US-Sanktionsliste und Bußgelder

Die Betreibergesellschaft KVT-RUS des Verlegeschiffs "Fortuna" und das Schiff selbst stehen seit Januar dieses Jahres auf der Sanktionsliste des amerikanischen Finanzministeriums. Firmen, die international tätig sind und mit dort gelisteten Unternehmen Geschäfte machen, drohen hohe Bußgelder. Besonders im Fokus der US-Regierung sind unter anderem Banken, die etwa den Zahlungsverkehr zwischen Unternehmen auf der Sanktionsliste und anderen Firmen abwickeln.

Die Biden-Administration hat außerdem das Sanktionsrecht verschärft. So gibt es eine sogenannte zweite Firmen-Listung, nach der das Vermögen der Eigentümer und Betreiber eingefroren werden kann. Außerdem können Einreisesperren verhängt werden.

Michael Harms © NDR Foto: Screenshot
Michael Harms ist Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft e.V.

"Die Stärke und Wirksamkeit der amerikanischen Sanktionen sollte man auf keinen Fall unterschätzen", sagt Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft e.V. Keine Bank könne sich leisten, amerikanische Sanktionen zu verletzen. Deshalb seien sie extrem vorsichtig.

Die Hausbank der Krebs GmbH, die Commerzbank AG, wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Auch der Pressesprecher von Nord Stream 2 sowie Vertreter der Krebs GmbH haben Anfragen nicht beantwortet.

USA wollen Fertigstellung verhindern

Die US-Regierung will die Fertigstellung der Ostseepipeline schon seit langem verhindern. Offiziell begründen die Vereinigten Staaten ihre Politik damit, dass eine enge Zusammenarbeit Deutschlands und Russlands im Energiesektor ihre nationale Sicherheit gefährde. Die USA importieren allerdings selbst russisches Öl für Milliardenbeträge, was zu einer negativen Handelsbilanz der Amerikaner gegenüber Russland führt. Außerdem streben die USA den Verkauf von eigenem Flüssiggas auf dem europäischen Markt an.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 23.02.2021 | 21:15 Uhr

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