Weg mit dem Plastik, aber wie?
50 Cent für eine Plastiktüte. Oder noch mehr? Wie viel sind die Deutschen bereit dafür zu bezahlen? Wir haben den Test gemacht. In einem Supermarkt im niedersächsischen Bad Bentheim verstecken wir Kameras und fingieren den Preis für eine Plastiktüte. 50 Cent anstatt zehn Cent sollen die Kunden hier bezahlen. Steigen die Kunden bei diesem Preis schon auf eine umweltfreundlichere Tragetasche um?
Ab 1. April verpflichten sich viele Einzelhändler die Plastiktüten nicht mehr kostenlos abzugeben. Bevor ein Gesetz vielleicht die Plastiktüte ganz verbietet, hat der Verband der Einzelhändler dies als freiwillige Lösung angeboten. Seit Anfang des Jahres wird das zum Beispiel bei Tchibo schon so gehandhabt. 20 Cent muss man hier für eine Plastiktüte bezahlen. Und das funktioniert: "Wir haben insgesamt einen Rückgang von circa 75 bis 80 Prozent an ausgegebenen Einwegtragetaschen im Vergleich zum Vorjahr", sagt der Nachhaltigkeitsbeauftrage von Tchibo.
Deutsche verbrauchen 70 Tüten im Jahr
Als leuchtendes Beispiel gilt übrigens Irland: Seit dort die Tüten nicht mehr gratis sind, sank die Anzahl verbrauchter Plastiktüten pro Kopf und Jahr von 328 auf 18. Spitzenreiter im Plastiktütenverbrauch sind die baltischen Staaten und Portugal: Über 450 Tüten pro Kopf. Deutschland ist eher im unteren Drittel vertreten - rund 70 Tüten verbrauchen wir pro Jahr. Bis 2025 sollen alle EU Staaten den Tütenverbrauch pro Kopf auf 45 senken.
Doch die Plastiktüten sind nicht das einzige Problem. Der Supermarkt ist voll von Plastikverpackungen. Familie Wagner versucht ihren Einkauf zu erledigen und dabei komplett auf Plastik zu verzichten. Das ist allerdings unmöglich. Egal Toilettenpapier, Zahnpasta oder Gewürze: Plastikverpackungen sind fast immer die Wahl der Hersteller.
Familie Wagner war sogar vorbereitet und hat eigene Dosen zum Transport mitgebracht. Doch selbst Wurst und Käse von der Frischetheke werden nochmal extra verpackt - aus hygienischen Gründen.
Mehrere Hundert Jahre übersteht Plastikmüll in der Natur, bevor er in mikroskopisch kleine Teile zerfällt. Und selbst diese finden wir dann noch in unserer Umwelt.