Schrottfernseher: Illegaler Handel statt Entsorgung
Millionen Deutsche haben sich in den vergangenen Jahren einen modernen Flachbildschirm zugelegt. Doch was passiert eigentlich mit den alten Röhrenfernsehern? Wenn sie kaputt sind, gehören sie auf den Recyclinghof. Dort werden sie zerlegt, gefährliche Inhaltsstoffe wie Blei oder Quecksilber fachgerecht entsorgt. Doch nur etwa die Hälfte aller Elektrogeräte in Deutschland landet auf dem Recyclinghof - der Rest verschwindet in dubiosen Kanälen.
Elektroschrott auf dem Weg nach Afrika
Ein Zielort des deutschen Elektroschrotts ist das westliche Afrika. Auf riesigen Müllhalden werden die Altgeräte ausgeweidet, zum Teil von Kindern, die sie einfach ins Feuer werfen, um an wiederverwertbare Edelmetalle zu gelangen. Dabei atmen sie giftige Plastikdämpfe ein, der Boden wird durch Schwermetalle verseucht. Nach Schätzungen des Umweltbundesamts werden jedes Jahr allein aus Deutschland rund 150.000 Tonnen Elektroschrott exportiert. Ein Drittel davon sind alte Bildschirme und Fernseher. Wenn sie nicht mehr funktionieren, ist ihr Export illegal. Trotzdem findet er statt - und das im großen Stil.
Mit dem Sender auf der Suche
Wie also gelangt der Elektroschrott nach Ghana, Nigeria oder Benin? Und wer verdient an diesem Geschäft? Das wollten wir in Zusammenarbeit mit dem Rechercheteam von "Follow the money" (FTM) genau wissen. Und haben einen kaputten Fernseher mit einem GPS-Peilsender ausgestattet. Zusammen mit einem Batterie-Pack, das Strom für mindestens sechs Monate liefern soll, ist der Sender in den Lautsprecher-Boxen des Fernsehers versteckt.
Der Sender schickt uns nicht nur in regelmäßigen Abständen seine exakte Position. Er reagiert auch auf Bewegungen. Wird er verladen und an einen neuen Ort gebracht, sendet er einen Alarm direkt aufs Handy.
Die Jagd beginnt
Wir lassen den Fernseher von einem Mann abholen, der bei ebay-Kleinanzeigen die kostenlose Abholung von kaputten Elektrogeräten anbietet. Es ist der Anfang einer Verfolgungsjagd, die uns Einblicke in eine kleinteilige, aber gut organisierte Schattenwirtschaft gewährt, gegen die Zoll und Polizei machtlos sind. Zu ihr gehören dubiose Händler in der Hamburger Billstraße, afrikanische Exporteure, die Container voller Gebrauchtwaren in ihre Heimatländer verschicken, aber auch große Speditionen und Reedereien.
Panorama 3 zeigt die ersten Etappen einer Jagd, die noch nicht zu Ende ist. Noch immer sind die Autoren unterwegs, um der Spur des Fernsehers zu folgen.
Unter www.followthemoney.de berichten sie weiter über das Projekt. Sie können ihnen auch auf Facebook folgen, oder auf Twitter unter @ftm_journalism.