Plagiate kosten die Wirtschaft Milliarden
Haben Sie schon einmal bei einem Strandverkäufer eine billige Markensonnenbrille gekauft? Oder von einem Stand am Straßenrand eine Luxushandtasche mitgebracht? Ein preiswertes Shirt mit teurem Logo von einem Basar? Plagiate sind ein riesiges Geschäft, nicht nur für gefälschte Luxuswaren.
Deutschland auf Platz zwei im Kopiergeschäft
Alles wird kopiert, von der Babynahrung bis zum Motorenbauteil - zum Nachteil von Entwicklern und Originalherstellern. Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt den Schaden allein für die deutsche Industrie auf 50 Milliarden Euro im Jahr. Die Chinesen sind zwar noch immer Weltmarktführer im Kopiergeschäft, doch die Deutschen holen auf: Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) hat in einer Umfrage unter seinen Mitgliedern ermittelt, dass sie inzwischen am zweithäufigsten von deutschen Unternehmen kopiert werden. "Viele zeigen mit dem Finger auf China", so Steffen Zimmermann vom VDMA. "Doch wenn man in die Statistik guckt und Deutschland steht auf Platz zwei, da fragt man sich: Wo ist denn der deutsche ehrbare Kaufmann hin?"
Wo liegt die Grenze zwischen Plagiat und eigenem Design?
Das fragte sich auch Alexandra Simon-Homberger, als sie im vergangenen Jahr Ärger mit einem Kunden bekam. Die Unternehmerin stellt im Familienbetrieb Strickwaren her - made in Germany. Seit etwa zehn Jahren vertreibt sie ihre Schals und Tücher über verschiedene Händler. Doch plötzlich gibt ihr größter Kunde, ein Internet-Versandhandel, keine neuen Bestellungen mehr auf: "Im Spätsommer finden unsere Messen statt, da hatte der Kunde sonst immer vorgeordert", so Simon-Homberger. "Nicht so im letzten Sommer - wir fürchteten schon, dass er die Tücher nicht mehr in seinen Katalog aufnehmen wollte. Doch als wir dann im Winter ein Tuch des Händlers im Internet gesehen haben, ahnten wir, warum er das nicht mehr gemacht hat“, erzählt sie.
Keine exakte Kopie
Der ehemalige Kunde hat nun ein eigenes Tuch im Angebot. Es ist deutlich preiswerter, sieht aber dem Produkt von Alexandra Simon-Homberger sehr ähnlich. Trotzdem kann die kleine Strickerei nichts dagegen unternehmen: Es handelt sich nicht um eine exakte Kopie, außerdem kann sie nur schwer beweisen, dass sie das Tuch "erfunden" hat. Der Versandhändler kann keine Ähnlichkeiten erkennen, er habe "ein eigenständiges Produkt entwickelt, das sich durch Material, Farbe, Lochmuster und sogar saisonale Verwendungssituation unterscheidet", teilt ein Pressesprecher mit.
Wirklichen Schutz gibt es nicht
Es ist schwer, sich wirksam vor Nachahmungen und Kopien zu schützen. Zwar kann man Markenrechte eintragen lassen oder auch Designs schützen - doch das Geschäft ist so verlockend, dass sich nur wenige professionelle Plagiateure davon abhalten lassen. "Ich denke, dass Patente und Geschmacksmuster oder Designmuster einen ausreichenden Schutz bieten gegen Wald und Wiesen-Plagiateure", meint Steffen Zimmermann. "Aber diejenigen, die wirklich versuchen ein Produkt zu fälschen und nachzubauen, um damit Geld zu verdienen, wird das nicht abschrecken." Den betroffenen Unternehmen bleibt oft nur eines: schneller neue Produkte entwickeln, als sie kopiert werden können.