Mangelnder Respekt: Angriffe auf Sanitäter
Sie kommen zum Einsatzort, um zu helfen, um Leben zu retten. Doch immer öfter werden Rettungskräfte angepöbelt oder angespuckt. Immer wieder werden sie auch bedroht oder geschlagen. Inzwischen ist das Alltag vieler Rettungsassistenten und -sanitäter. Nur die wenigsten Vorfälle werden offiziell gemeldet und verfolgt. Die Dunkelziffer ist hoch.
Beim Deutschen Roten Kreuz in Lüneburg sprechen die Kollegen in ihren Pausen auch über das Thema. Denn Erfahrungen mit solchen unangenehmen Situationen hat hier jeder schon einmal gemacht. Notfallassistent Tile Bußmann arbeitet seit sechs Jahren im Rettungsdienst. Bei einem Einsatz mit einer alkoholisierten Person griff er nur kurz zum Funkgerät, und der Patient biss sich in seiner Wade fest. Neben tätlichen Angriffen sind es besonders ansteckende Krankheiten, die den Rettungskräften in diesen Situationen Angst machen.
Respekt vor der Arbeit der Rettungskräfte schwindet
Bußmann sagt, gerade Pöbeleien seien schon fast alltäglich. Er glaubt, dass der Respekt der Leute vor den Rettungskräften nicht mehr vorhanden ist. Seine Erfahrungen spiegeln einen bundesweiten Trend wider.
Eine Studie der Universität Bonn von 2016 zeigt zum Beispiel, dass in Hamburg knapp 96 Prozent der Rettungskräfte im Einsatz beschimpft oder beleidigt wurden. Ein Drittel der Lebensretter ist fast täglich oder jede Woche solchen Aggressionen ausgesetzt. Körperliche Gewalt haben über die Hälfte der Rettungskräfte schon am eigenen Leib erfahren.
Gewaltprävention für Sanitäter
Eine Maßnahme, die immer mehr Arbeitsgeber ergreifen: Gewaltpräventionstraining oder auch Deeskalationskurse. Rettungskräfte sollen lernen, mit welchen Methoden sie aggressive Patienten am schnellsten beruhigen und wie sie sich in Gefahrensituationen verhalten sollen. Der "Bundesverband Gewaltprävention" bietet diese Kurse speziell für Rettungskräfte an. Hier spricht man von einem Anstieg im Kursangebot durch erhöhte Nachfrage von 15 Prozent von Oktober 2016 bis heute.
Die Feuerwehr in Bremerhaven geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie hat alle ihre Rettungswagen ringsherum mit Kameras ausgestattet - für die erfolgreiche Strafverfolgung und zur Abschreckung potenzieller Angreifer.