Energiewende: Verluste zahlt Verbraucher
Es ist ein trauriges Bild. In Bremerhaven warten riesige Windradfundamente auf den Transport aufs Meer. Eigentlich sollten sie längst vor Borkum stehen, 40 Windräder sollten dort seit ein paar Wochen saubere Energie produzieren. Doch daraus wird nichts. Denn das Kabel, mit dem der Windpark ans Stromnetz angeschlossen werden soll, fehlt noch. Es wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahr im Grund der Nordsee verlegt.
Die Netzanbindung hängt hinterher
Der Netzbetreiber TenneT ist verantwortlich für die Stromleitungen. Doch der kommt mit der komplizierten Netzanbindung nicht hinterher, scheint überfordert. Die Schuld dafür trage die Bundesregierung, die plötzlich immer mehr Hochsee-Windparks plane, sagt TenneT-Chef Hartman. Das könne sein Unternehmen nicht so schnell leisten und schon gar nicht finanzieren. Und: Er fürchtet sich vor allem vor dem Risiko, dass die Windparkbesitzer Schadensersatz fordern, wenn Kabel nicht fristgerecht verlegt sind. Oder wenn eine Leitung beschädigt wird.
Dafür könne man nicht alleine haften, betont Hartman. Zumal man ja auch gar nicht klar sagen könne, wie hoch das Risiko wirklich ist. Wie gut, dass da Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler gleich jemand einfällt, der das "unbekannte Risiko" mittragen kann: Der Stromkunde!
Der Verbraucher soll zahlen
Seine Idee für eine gerechte Teilung der Haftung, falls mal was passiert: Bis zu 100 Millionen Euro muss TenneT aufbringen, alles was darüber hinaus geht, zahlt der Verbraucher - und zwar über einen erhöhten Strompreis. Nicht gerade fair, diese Lösung, vor dem Hintergrund, dass Experten die möglichen Risiken auf knapp eine Milliarde Euro schätzen. Und nicht gerade fair, wenn TenneT natürlich trotz des ausgelagerten Risikos die Gewinne einstreichen wird.
Die wird das Unternehmen garantiert nicht mit dem Stromkunden teilen wollen. Wie sagte Rösler noch Mitte Juli: Die Bezahlbarkeit von Energie sei das entscheidende Kriterium bei der Umsetzung der Energiewende. Den Stromkunden kann er damit nicht gemeint haben. Wir fragen, wer bei der Planung der Hochsee-Windparks versagt hat - und wer die teure Rechnung zahlen muss: Laut Rösler: die Stromkunden.