Die Alten sollen weg: Norderney vertreibt Camper
Der Campingplatz Booken auf Norderney ist für viele langjährige Camper auch ein Stückchen Heimat. Mit dem Stellplatz für den eigenen Wohnwagen sind viele dort alt geworden. Nun soll Schluss sein damit. Die Gemeinde will den Campingplatz sanieren lassen, die alten Dauercamper sollen runter vom Platz.
Ein Leben auf Norderney
Seit mehr als 40 Jahren hat Hella Pommer-Kuhlmann einen Wohnwagen auf dem Campingplatz Booken auf Norderney. Mit der Insel, dem Meer und dem Strand verbindet sie viele schöne Momente ihres Lebens, glückliche Stunden mit der Familie. So oft sie kann, fährt die Seniorin noch heute auf die Ostfriesische Insel. "Im Grunde genommen ist das meine zweite Heimat. Ich bin ja so viele Jahre da", erzählt sie Panorama 3. Doch jetzt ist das Urlaubsparadies in Gefahr. Wie rund 80 anderen Dauercampern auch wurde der Stellplatz für ihr Wohnmobil zum Ende des Jahres gekündigt. Die Wohnwagen müssen weg.
Platz soll schick gemacht werden
Eigentümer des Platzes sind die Stadtwerke Norderney. Betrieben wird er von einem privaten Pächter. Dessen Vertrag läuft zum Ende des Jahres aus. Deshalb musste er allen Dauercampern die Mietverträge kündigen. Die Stadtwerke Norderney haben ganz offensichtlich kein Interesse daran, die alten Mietverträge zu verlängern. Sie suchen zwar einen neuen Campingplatzbetreiber, die alteingesessenen Dauercamper spielen dabei aber keine Rolle mehr. Auf dem Campingplatz sorgt das für Unruhe und Wut. Viele fühlen sich von den Stadtwerken im Stich gelassen. Das sei wie früher auf den Bauernhöfen, "wenn der Hund zu alt war, wurde er weggejagt", beklagt Anni Becker. Die rüstige Seniorin macht seit 50 Jahren auf dem Campingplatz Booken Urlaub.
Für besonderes Unverständnis bei den Betroffenen sorgt, dass auch in Zukunft auf dem Platz gecampt werden soll. Nur eben wahrscheinlich ohne sie. Die Stadt plant eine Aufwertung des Platzes. "Wir wollen hier aus diesem Campingplatz, der sehr stadtnah ist, natürlich einen für die Stadt angemessenen Campingplatz machen. Wir werden da einen Vier-Sterne-Platz im Sanitärbereich machen und in sonstigen Bereichen einen Drei-Sterne-Platz", erläutert Holger Schönemann, Geschäftsführer der Stadtwerke Norderney, Panorama 3 seine Pläne.
Kein Chance zu bleiben
Gegen eine Sanierung des Platzes haben die jetzigen Dauercamper nichts einzuwenden. "Das ist vollkommen in Ordnung, dass der Platz modernisiert wird" meint Jörg Weitz, der hier schon in seiner Kindheit die Ferien verbracht hat. Man sei auch bereit, höhere Mieten zu zahlen. Aber alle Angebote der Camper hätten die Stadtwerke abgelehnt. So hätten die Camper vorgeschlagen, ihre Wohnwagen während der Sanierung umzustellen, um den notwendigen Arbeiten nicht im Weg zu stehen. Doch weder Stadtwerke noch Stadt hätten bei der Suche nach einem geeigneten Stellplatz geholfen. Eine Zusicherung, dass die alten Camper auf den neuen Platz zurück kehren können, will keiner geben. Holger Schönemann von den Stadtwerken dazu: "Ein neuer Betreiber wird sich mit Sicherheit nicht so leicht finden lassen, wenn er hört, dass da 80 Dauercamper sind." Und so müssen zum Ende des Jahres die meisten Dauercamper die Insel mit ihren Wohnwagen verlassen. Viele werden damit für immer gehen.
So richtig verteidigen kann auch der Vertreter der Stadtwerke diese Vorgehensweise nicht. "Es tut mir tatsächlich sehr, sehr leid, ich weiß, das ist schwer nachzuvollziehen." Aber er müsse den Campingplatz auf einen Stand bringen, der für die Zukunft sinnvoll sei.
In dieser Zukunft haben die alten Dauercamper offenbar keinen Platz. Doch die haben noch lange nicht aufgegeben. Hella Pommer-Kuhlmann hat sich mittlerweile einen Anwalt genommen. Für sie und die anderen steht fest: Ohne Widerstand werden sie die Insel nicht verlassen.