Angst in Buxtehude: Jugendbande schikaniert Bürger
Carsten H. aus Buxtehude steht vor den Trümmern seines abgebrannten Car-Ports. An einem Nachmittag im Mai brennt auf seinem Grundstück ein Müllcontainer, schnell breitet sich das Feuer aus. Greift auf den Car-Port über. Innerhalb weniger Minuten brennt alles lichterloh. Der schlimme Verdacht: An den Containern wurde gezündelt. Kein Unglück - sondern Brandstiftung.
Mehr als 100 Straftaten soll die "Bollweg-Bande" begangen haben
Viele in Buxtehude vermuten hinter dem Brand die Tat der sogenannten "Bollweg-Bande", eine etwa 15-köpfige Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Die Polizei bestätigt gegenüber Panorama 3 diesen Verdacht. Mittlerweile sollen die zwölf bis 16-Jährigen mehr als 100 Straftaten begangen haben: Von Körperverletzungen bis hin zu schweren Sachbeschädigungen. Viele Anwohner leben in Angst. Kaum einer will sich dazu vor Kamera äußern. Denn in der Vergangenheit wurden die Scheiben von Wohnungen eingeworfen und auch Erwachsene offen bedroht. Anonym schildert eine Anwohnerin die eigene Hilflosigkeit: "Was machen Sie denn, wenn 15 Kinder auf Sie zukommen mit Steinen in der Hand. Was wollen Sie denn da machen? Können Sie gar nichts machen. Sie rufen die Polizei, die Polizei nimmt das auf, ist wieder weg. Und was passiert dann, wenn die einen wieder sehen?“
Kinderbande außer Kontrolle
Eine Kinderbande außer Kontrolle. Einige Mitglieder der Gang sind jünger als 14 Jahre, noch nicht einmal strafmündig, müssen sich für ihre Taten nicht vor Gericht verantworten. Auch bei den Strafmündigen kann die Polizei nicht die fehlende Erziehung ersetzen. "Die Polizei ist da sehr eingeschränkt, also wir können nur die Straftaten aufnehmen, wir können die Straftaten verfolgen oder wir können präventiv vor Ort sein, um Straftaten zu verhindern. Erzieherisch können wir bei den Kindern aber wenig machen“, meint Polizeisprecher Rainer Bohmbach gegenüber Panorama 3.
Handeln muss das Jugendamt der Stadt Buxtehude. Wenn Eltern nicht in der Lage sind ihren Kindern Grenzen aufzuzeigen, dann hat das Jugendamt die Möglichkeit einzugreifen, zum Wohle der Kinder. Zur Not können die auch außerhalb der Familie untergebracht werden. Damit tut sich das zuständige Jugendamt in Buxtehude offenbar schwer. "Wir können nicht Sicherheit dadurch herstellen, dass wir Menschen gegen ihren Willen oder den Willen ihrer Eltern wegnehmen", erklärt Bürgermeister Jürgen Badur gegenüber Panorama 3.
Noch immer haben die Anwohner Angst
Das hat in einem Fall jetzt das Jugendgericht übernommen. Seit einer Woche ist der Anführer der Gang in einer Jugendhilfeeinrichtung an einem anderen Ort untergebracht. Eine Bewährungsauflage des Gerichts als letzte Chance vor dem Gefängnis. Seitdem ist es ruhiger geworden rund um den Bollweg. Doch darauf sollten sich die Verantwortlichen bei der Stadt nicht ausruhen. Schon soll sich ein neuer Anführer gefunden haben. Und die Anwohner haben immer noch Angst.