Sendedatum: 19.02.2015 | 21:45 Uhr
1 | 19 Silvester 2014, die "Blue Sky M" landet am Hafen von Gallipoli an. Eine "neue Stufe der Grausamkeit" heißt es in den Medien später, hunderte Flüchtlinge seien auf dem "schrottreifen" Frachter dem Untergang geweiht gewesen.
© Screenshot
2 | 19 Frontex, die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, betont den"schlechten Zustand des Schiffes", es sei "abwrackreif, seeuntauglich".
© Screenshot
3 | 19 Auch Armin Schuster, ehemaliger Grenzschützer und heutiger CDU Innenpolitiker, zeichnet das Bild eines Seelenverkäufers: "Die Menschen werden völlig schutzlos auf ein fast abwrackreifes Schiff gepackt, da wird vorsätzlich der Tod einkalkuliert. Dann sprechen wir über Mord, Totschlag..."
© Screenshot
4 | 19 Genau: ein Frachtschiff. An Bord des Frachters sind hunderte Flüchtlinge, die meisten aus Syrien. Im türkischen Mersin ging die Reise der "Blue Sky M" los
© Screenshot
5 | 19 Einer der Flüchtlinge auf der "Blue Sky M" ist Mus´ab: "Wir und alle anderen Flüchtlinge wollten die Fahrt machen, unbedingt. Alle, die an Bord gingen, wussten, dass die Reise beschwerlich sein würde. Alle wussten, dass viele von Übelkeit befallen werden würden."
© Screenshot
6 | 19 Mus´ab stammt aus dem zwischen Assad und Islamisten umkämpften Deir az-Zour am Euphrat. Mit seinem Bruder stieg er im türkischen Mersin auf die "Blue Sky M". Es war eine bewusste Entscheidung.
© Screenshot
7 | 19 Die "Blue Sky M" wirkt wie ein stabiles Schiff. "Wir sind bewusst von Mersin losgefahren, weil wir wussten, dass das große Schiffe sind und daher relativ sicher. Also Schiffe, bei denen ein Unglück unwahrscheinlich ist", erzählt Mus´ab.
© Screenshot
8 | 19 Ein Video, das Mus´ab an Bord drehte, erweckt nicht den Eindruck der Seeuntauglichkeit.
© Screenshot
9 | 19 Auch die Bilder der italienischen Küstenwache Guardia Costiera zeigen keinen schrottreifen Kahn.
© Screenshot
10 | 19 Unterlagen beweisen: Die Struktur des Schiffes, Bordelektronik, Motoren, alles ist in "gutem Zustand", der TüV gilt bis April 2016.
© Screenshot
11 | 19 Staatsanwalt Guglielmo Cataldi sieht das ebenso: "Das war ein Schiff, das bis vor kurzem als normaler Frachter die Meere befuhr. Es war absolut voll seetauglich."
© Screenshot
12 | 19 Aber nicht nur der Zustand des Schiffes wird als untragbar beschrieben, auch das Verhalten der Besatzung: "Irgendwann auf dem Mittelmeer, vermeintlich nah genug an Italien, verlässt die Besatzung das Schiff. Schaltet auf Autopilot und überlässt die Menschen ihrem Schicksal", so Armin Schuster.
© Screenshot
13 | 19 Attilio Maria Daconto von der Guardia Costiera hat das anders in Erinnerung: "Die syrische Besatzung hat meine Seenotretter, die von Hubschraubern der italienischen Marine und der Luftwaffe an Bord abgeseilt worden waren, auf dem Schiff begleitet. Sie haben ihnen den Weg durch das Schiff hinunter zum Maschinenraum und zu den Schaltstellen der Motoren gezeigt, um ihnen die Möglichkeit zu gewähren, diese wieder zu bedienen."
© Screenshot
14 | 19 Bilder davon hat die Guardia Costiera aufgenommen: Als italienische Marinesoldaten sich auf dem Flüchtlingsschiff abseilen, kommt die Besatzung der "Blue Sky M" diesen sogar zu Hilfe.
© Screenshot
15 | 19 Ramiz Sulaiman ist Erster Offizier auf dem Schiff. Der Ingenieur hat seine Metallfabrik in Aleppo im Krieg verloren. Früher ist er als Maschineningenieur zur See gefahren. Er wollte sich und seine Familie in Sicherheit bringen bei seiner Schwester in Rotterdam.
© Screenshot
16 | 19 Er ist einer der Männer, die die "Blue Sky M" mit rund 800 Kriegsflüchtlingen sicher nach Italien gesteuert haben. Dafür soll er jetzt jahrelang in Haft: Anwälte rechnen mit sieben Jahren.
© Screenshot
17 | 19 Für Rana Sulaiman, Ramiz' Schwester, ist das unverständlich: "Mein Bruder hat die Passagiere ins Leben gefahren, nicht in den Tod. Einen solchen Menschen belohne ich. Ich stecke ihn nicht ins Gefängnis."
© Screenshot
18 | 19 Auch Mus´ab versteht das nicht. "Der Hauptschleuser sitzt in der Türkei, nicht auf dem Schiff. Die Besatzungsmitglieder sind Syrer, Flüchtlinge wie wir. Sie haben Schutz in Europa verdient."
© Screenshot
19 | 19 Europa sieht das anders. Auch wenn alle Vorwürfe Lügen waren: Das Schiff war nicht schrottreif, die Mannschaft hat das Schiff nie aufgegeben, sie hat die Sicherheit der Passagiere nicht gefährdet. Aber bestraft wird sie trotzdem: Denn sie hat Flüchtlinge nach Europa gebracht.
© Screenshot