Ostseereport Spezial - Hochzeitsinsel Ærø
Sonntag, 19. Mai 2024, 18:00 bis
19:00 Uhr
Ærø – Die dänische Hochzeitsinsel
Noch vor 20 Jahren verließen die Insulaner die einstige Schmuggler- und Seefahrerinsel Ærø, suchten Jobs auf dem Festland, die Häuser verfielen. Bis sie anfingen, die dänische Willkommenskultur zum Heiraten als Marke für die Insel in der dänischen Südsee zu etablieren. Damals waren es noch 200 heiratswillige Paare aus der ganzen Welt, schon zehn Jahre später gaben sich 5300 Paare auf Ærø das Jawort. Floristen, Hoteliers, Gastronomen und Veranstalter, sie alle leben direkt oder indirekt vom Business des schönsten Tages im Leben und achten darauf, dass fast alles vor Ort produziert und arrangiert wird.
Die Hochzeitsplanerin
Yuki, Anna und Louise Badino, mit der Familie der drei Schwestern hat es 2008 angefangen. Sie haben in Japan, Ghana, Deutschland, England, den USA und Italien gelebt und sind dann in ihre Heimat Ærø zurückgekehrt, um eine Perspektive für alle mitaufzubauen. Der Stammbaum ihrer Familie lässt sich hier über 500 Jahre zurückverfolgen. Gerade muss sich die Gründerin um ihren kranken Sohn kümmern, deswegen halten Yuki und Anna die Hochzeitsagentur am Laufen, kümmern sich um die Papiere für die dänischen Behörden, reservieren Standesbeamt*in, von denen es 20 in Ærøskøbing gibt, dekorieren die Trauzimmer oder leihen Ringschachteln und Taschentücher oder Champagnergläser aus. Zu ihnen kommen Paare wie Dennis und Leon aus dem Schwarzwald, die sich ohne feste Zusage ins Auto gesetzt haben, um dann auf gut Glück und ganz spontan auf dem Leuchtturm im Norden der Insel zu heiraten. Ohne Familie und Freunde, auf der Suche nach Abenteuer und Zweisamkeit. Mehr als 3000 Paare haben sie seit dem Start 2008 bereits vermählt. Und so viele Polaroids von Brautpaaren, Babys und Dankeskarten überziehen die große Bürowand.
Der Ærø-Vibe
Die Blumen pflücken die Schwestern in einem geheimen Garten um die Ecke. Zwischen Rosen, Mohn, Hummeln und Lavendel brennt die Sommersonne über den Obstbäumen rundherum. "Alles, was wir verwenden, muss möglichst von der Insel kommen. Ich mache den Bräuten den Blumenstrauß, der saisonal passt. Das, was Ærø eben gerade zu bieten hat", erklärt Mira.
Lokaler Benefit
Im gleichen Gebäude der Hochzeitsplaner-Schwestern nebenan arbeiten Rikke und Lennart. Sie haben den alten denkmalgeschützten Kaufmannshof 2012 mit 100 Freiwilligen aus Ærøskøbing renoviert und angefangen, ausschließlich lokal produzierte Produkte zu verkaufen. Schon zwei Jahre später konnten Rikke und Lennart die ersten Insulaner fest anstellen. Inzwischen brummt der Laden der vierfachen Eltern. Morgens macht Rikke Hochzeitstorten. "Die Zutaten hole ich alle von den Farmern auf der Insel. Es gibt Schokolade oder Zitrone zur Auswahl, das reicht." Sie streicht die weiße Creme mit dem Tortenmesser glatt und dekoriert die Tortendecke mit Beeren und Früchten aus dem Garten, bevor die Torte rüber ins Hochzeitszimmer geht. Unten im Innenhof wird es laut, ihr Mann Lennart macht ein BBQ mit Livemusik. "Wir haben endlich wieder einen Ortsmittelpunkt. Das ist der alte Kaufmannsladen. Touristen interessieren sich für die Hochzeitsagentur, kommen in unseren Laden und kaufen lokal produzierte Seifen, Lakritze oder Whiskey."
Die dänische Hochzeitsinsel sollen alle nicht nur wegen der Hochzeit in guter Erinnerung behalten.
- Moderation
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