Shorty (gespielt von Axel Olsson)
Man kennt den sympathischen Dorfkrug-Wirt als nimmermüden Gastronomen, der ganz aufzugehen scheint in den für seinen Beruf typischen Dienstleistungen: zapfen, servieren, Schulden eintreiben. Selten sieht man Shorty an anderen Orten als hinter seinem Tresen. Selten erlebt man ihn anders als besonnen. Kaum einmal deutet sich eine private Verstrickung an. Der Mann scheint, so wie er ist, hinter dem Tresen zur Welt gekommen zu sein - mit dem vollgestrichelten Bierdeckel eines zahlungsunfähigen Gastes in der Hand.
Dass Shorty aber noch ganz andere Seiten hat, das wird niemandem entgehen, der seinen knappen Ausführungen die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Dann nämlich erfährt man, dass dieser kantige und knochige Mann bereits fünfmal verheiratet war, verschiedene Wissenschaften studiert und zahllose Länder bereist hat. Shorty also muss mal weg gewesen sein.
Understatement und Abenteurerblut
Es spricht für seinen von Understatement geprägten Charakter, dass er auf dieser tiefgreifenden Erfahrung nicht herumreitet, sich dadurch nicht als etwas Besseres aufspielt. Wie aber kommt der Mann, in dem das Abenteurerblut nur so wallt, damit zurecht, tagtäglich als nimmermüder Gastronom in den für seinen Beruf typischen Dienstleistungen aufzugehen? Erhalten seine hypochondrischen Anfälle vor diesem Hintergrund plötzlich eine ganz andere Bedeutung? Ist er resigniert, mutlos, müde? Oder ist er wie eine Raubkatze jederzeit bereit zum Absprung, um sich, wie in seinen jungen Jahren, noch einmal frische Lebensbeute zu reißen und so weiter? Ist es so? Nein, nein und nochmals: nein.
Zurück in der Heimat
Man sehe sich doch nur sein lässiges Lächeln an, seine Virilität und ungebrochenes Selbstbewusstsein vermittelnde Körpersprache, seine geistige Unabhängigkeit, die er besonders Kuno gegenüber stets unter Beweis stellt. Nein, dieser Mann will nicht weg - dieser Mann ist angekommen! Er ist nach einer langen Reise durch die Paradiesgärten der Ehe, die Ein-Sterne-Hotels der Costa Brava und die luftlosen Lernbunker unserer Universitätsstädte zurückgekehrt in die Heimat, zurückgekehrt an den Ort, den er, so weit er sich auch von ihm entfernte, im Grunde nie verließ. Weil er ihn immer in seinem Herzen trug. (Also: Er, Shorty, trug ihn, Büttenwarder, immer in seinem Herzen.) Und seinem Herzen ist er schließlich gefolgt. Zurück nach Büttenwarder.
Shorty also ist ein Weiser. Er hat alles gesehen, und er weiß - und das unterscheidet ihn von so vielen von uns - was wirklich Bedeutung hat für ihn: Zapfen. Servieren. Schulden eintreiben. Und dann und wann eine kleine Rauferei mit Kuno. Das ist natürlich auch immer sehr schön.