Kuno (gespielt von Sven Walser)
Aufgemotztes Fahrrad, bisweilen spektakuläre Garderobe, Lieblingslektüre: "Killerkralle". Wer den Stallknecht Kuno flüchtig betrachtet, könnte den Eindruck gewinnen, es handele sich bei ihm um einen zur Oberflächlichkeit neigenden Menschen. Doch wer genauer hinschaut, begreift, dass man ihm mit dieser Einschätzung schon voll auf den Leim gegangen ist.
Sieht man nämlich ein zweites Mal hin, dann bemerkt man sein feines Mienenspiel, sein kommunikatives Geschick und sein großes Talent, sich immer genau so zu benehmen, wie die anderen es von ihm erwarten, nämlich blöd. Die perfekte Camouflage.
Hüter der Gedanken
Geben die anderen Freunde in Büttenwarder bisweilen Rätsel auf, überraschen oder entwickeln ungeahnte Fähigkeiten, so glaubt man Kuno sehr schnell eingeordnet zu haben. Und macht damit einen furchtbaren Fehler. Nur weil Kuno kaum einmal einen profunden Gedanken äußert, bedeutet das ja nicht, dass er solche Gedanken nicht hat. Im Gegenteil: Der Mann ist voller Gedanken. Oder sagen wir - zumindest halbvoll. Sein Trick besteht nur darin, sie nicht zu äußern, sie nicht dem Urteil anderer zu opfern, sondern sie wie einen Schatz zu hüten. Und wer seinen Schatz so hartnäckig hütet wie er, der verfügt offenbar über einen ganz ungeheuren Schatz!
Intellektueller Taktierer
So gesehen muss Kuno der vielleicht klügste Mensch in Büttenwarder sein und allemal klug genug, sich das niemals anmerken zu lassen. Während die anderen sich verausgaben und in ihren Tresengesprächen an ihre Grenzen stoßen, hält sich Kuno intellektuell geschickt zurück, schont seine Kräfte, taktiert. Aber ich bin sicher, eines Tages wird er zuschlagen, wird er sie alle verblüffen, eines Tages, wenn er die Maske fallen lässt. Dann wird etwas Großartiges aus ihm hervorbrechen. Ich rechne jeden Moment damit.
Was die anderen denken, ist mir natürlich bekannt. Kuno, denken die, in dem seinen Kopp passt soviel rein wie in einen Lampenschirm. Aber, nein, meine Lieben. Kuno ist eine Zeitbombe, die jeden Moment zünden kann und einen Konfettiregen von Aphorismen, Bonmots, Thesen und Anti-Thesen preisgeben wird.
Aber noch hält er sich zurück. Gerade schwingt er sich wieder auf sein aufgemotztes Fahrrad, rückt die verspiegelte Sonnenbrille zurecht, die er sich von einem Schwager leihweise geborgt hat, stößt das Killerkralle-Heft tief in die Gesäßtasche und tritt geradezu provozierend lässig in die Pedale und fährt davon. Nein, heute hat er sich nicht verraten. Einmal war er kurz davor gewesen, aber nein - heute nicht, aber vielleicht morgen.