Günther Griem (Jürgen Uter)
Es ist gar nicht lange her, da hatte Günther Griem alles erreicht: eine trostlose Ehe, verwöhnte Kinder, falsche Freunde, rückgratlose Mitarbeiter, kistenweise unversteuerte Bestechungsgelder und einen Dienstwagen. Er war ein glücklicher Mann. Und als Bürgermeister der ehrgeizigen Provinzmetropole Klingsiehl zog er sämtliche Strippen.
Der König ohne Reich
Griem war der uneingeschränkte Herrscher in seinem Reich. Sogar einen Gegenkandidaten zu seinen diversen Wiederwahlen musste er sich kaufen, weil freiwillig niemand gegen ihn antreten mochte. Er hatte es weit gebracht und sah mit einem spöttischen Lächeln auf das versteckt gelegene Nachbardorf Büttenwarder herab, aus dem er stammte. Dann aber überschlugen sich die Ereignisse.
Plötzlich stand Günther Griem vor einer kostenpflichtigen Ex-Frau, wurde von seinen eigenen Kindern verklagt und um sein Geld gebracht. Das Finanzamt trieb kleinlich alles ein, was er schuldete, Freunde wandten sich besseren Freunden zu, Mitarbeiter huldigten einem rasch gefundenen Amtsnachfolger - und der nahm Griem kaltherzig die Schlüssel für den Dienstwagen aus der Hand.
Zurück zu den Wurzeln seiner Kindheit
Griem war pleite und verlassen. Und mit wenig mehr als nur einem Koffer machte er sich zu dem Ort auf, aus dem er stammte, in dem er die ersten 25 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Hier war das Leben erschwinglich (darauf musste er jetzt übergangsweise achten), hier riskierte er nicht, dem Hohn seiner einstigen Untertanen zu begegnen oder mit verklärtem Blick seinem Dienstwagen nachblicken zu müssen, der nun von einem anderen chauffiert wurde. Hier hatte er es lediglich mit einer Schar unterbelichteter Dorfdödel zu tun, so wie Kurt Brakelmann, der ihm noch immer vorhält, dass Griem einst mehr aus sportlichen Gründen Brakelmanns Mutti den Kopf verdrehte.
Bloß nicht aus der Übung kommen
Aber was bleibt, wenn man die Macht verloren hat? Nun: Es bleibt immer die Sehnsucht nach der Macht. Günther Griem blickt von Büttenwarder aus nach Klingsiehl, wie Napoleon von Elba aus nach Frankreich blickte. Und er ist, genau wie sein strategisches Vorbild, zur triumphalen Rückkehr entschlossen. Nur das mit Waterloo würde er anders machen. Und so bastelt er an seinem politischen Comeback. Um sich die Zeit ein bisschen zu vertreiben und nicht so ganz aus der Übung zu kommen, strebt er in dem beschaulichen Dorf bald nach Amt und Würden. Griem profitiert dabei von seiner politischen Grundüberzeugung: Man muss manchmal ein paar Euro investieren, um ein paar Euros mehr zu kassieren. Griem gibt dann und wann mal einen aus. Das ist eine seiner wirklich liebenswerten Seiten. Beziehungsweise - nee: Das ist seine liebenswerte Seite.