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Montag, 13. Juni 2022, 22:00 bis
22:45 Uhr
Sandstrand, Meer und Wellen, vor allem in diesem Jahr ist die Sehnsucht nach Urlaub groß. Viele Menschen werden ihre Ferien auf Sylt verbringen. Die Insel ist berühmt für ihre kilometerlangen Strände. Doch die sind hoch gefährdet. Jahr für Jahr müssen die Sylter dort neuen Sand aufschütten. Eine Sisyphusarbeit, denn Wind und Wellen tragen den Sand anschließend Meter für Meter wieder ab. Reporter Tobias Lickes begibt sich auf die Spuren des Sandes.
Wie nachhaltig sind die teuren Sandvorspülungen auf Sylt?
Der Sand für die Strände Sylts kommt vom Meeresboden weit draußen in der Nordsee, was Jahr für Jahr Millionen von Euro verschlingt. Es sei eine wichtige Küstenschutzmaßnahme auch für das Festland dahinter, rechtfertigt das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein die hohen Kosten.
Aber wie nachhaltig sind diese Maßnahmen wirklich? Reporter Lickes begleitet Forschende des Alfred-Wegener-Instituts auf ihrem Schiff. An Bord der "Mya II" betreiben die Wissenschaftler Grundlagenforschung: Sie vermessen erstmals die Abbaugebiete des Sandes unter Wasser.
Die Aufnahmen der Wissenschaftler zeigen: Auch Jahrzehnte nach der ersten Sandentnahme vor Sylt sind die Krater im Meeresboden noch immer deutlich zu erkennen. Wo früher hochwertiger Sand lag, sind nun Gruben mit Schlick entstanden, die nicht erneut abgebaut werden können.
Sandaufspülungen nicht nur bei Umweltschützer*innen umstritten
Überall an den deutschen Küsten verschwinden Sandstrände. Mit Buhnen, das sind Pfähle aus Holz oder Beton, versuchen Gemeinden, den Sand zu erhalten. Ihr Einsatz gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Der Sand bleibt einfach nicht dort, wo er bleiben soll. Sandaufspülungen gelten als "weiche Küstenschutzmaßnahme", doch sie sind nicht nur bei Umweltschützenden umstritten.
Tobias Lickes trifft die Bürgermeister aus Börgerende-Rethwisch Horst Hagemeister (parteilos) und Nienhagen Uwe Karl (CDU). Sie sind wütend, in ihren Augen wird Sylt im Küstenschutz bevorzugt behandelt und die Strände vor ihrer Haustür werden nicht ausreichend vor dem Abbruch geschützt.
Ohne Rohstoff Sand keine Autos, Reinigungsmittel oder Handys
Zum Rohstoff Sand gibt es wenig Alternativen. Nicht nur der Küstenschutz ist bislang auf Sand angewiesen. Egal ob Beton, Autos, Computerchips, Reinigungsmittel oder Handys: Sand ist überall enthalten. Berechnungen zeigen: Wenn wir weiter so viel Sand verbrauchen wie bisher, wird der begehrte Rohstoff knapp. Schon jetzt floriert der illegale Sandhandel. Unter unmenschlichen Bedingungen versuchen Menschen, Sand von Stränden abzutragen oder vom Meeresgrund zu holen.
Beton ohne Sand - wie geht das?
Doch welche Möglichkeiten gäbe es, mit Sand in Zukunft nachhaltiger umzugehen? Reporter Tobias Lickes trifft die Professorin Andrea Kustermann von der Hochschule München. Die Wissenschaftlerin und ihr Team haben in einem Pilotprojekt erforscht, wie Sand in der Baubranche nachhaltiger verwendet werden könnte.
Schließlich sind es vor allem die Bauprojekte, die in Deutschland Millionen Tonnen von Sand verschlingen und dabei eine Menge CO2 verursachen. Kustermann schlägt vor, viel mehr Sand zu recyceln. In einem eindrucksvollen Experiment zeigt sie, wie das funktionieren kann.
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
- Redaktion
- Julia Saldenholz
- Regie
- Tobias Lickes
- Autor/in
- Tobias Lickes
- Produktionsleiter/in
- Anja Reingold
- Redaktion
- Salden, Julia