45 Min
Montag, 02. Mai 2022, 22:00 bis
22:45 Uhr
Corona bestimmt seit mehr zwei Jahren das Leben: Die Berichte von überfüllten Intensivstationen und Pflegepersonal am Rande ihrer Kräfte füllen die Medien. Immer mehr rücken mittlerweile jedoch die Menschen in den Fokus, die die Pandemiefolgen ebenfalls gesundheitlich zu spüren bekommen haben: Krebspatientinnen und -patienten.
Ihre Erkrankungen wurden nicht oder zu spät erkannt, sie haben Arztbesuche vermieden und Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen. Zudem mussten Therapien und Operationen aufgrund der Überlastung des Gesundheitssystems ausgesetzt oder verschoben werden. Manche Vorsorgepraxen waren in den ersten Lockdowns schlichtweg geschlossen. Die Folge: weniger Früherkennung, weniger Tumor-Operationen.
Krebskranke während der Pandemie seltener operiert
Die Expert:innen schlagen diesbezüglich Alarm: Krebserkrankungen im Frühstadium wurden während der Pandemie um zehn Prozent seltener operiert. Bei Haut- und Darmkrebs ist diese Zahl sogar noch höher: Hier wurden bis zu 30 Prozent weniger Tumoroperationen im frühen Stadium durchgeführt.
Mitunter mit verheerenden Folgen für die Betroffenen. Denn: Im schlimmsten Fall führt schon eine geringe Zeitverzögerung dazu, die Heilungschancen entscheidend zu verringern. Und Corona belastet die ohnehin schon angeschlagene Psyche von Krebspatient:innen zusätzlich. Daran lässt sich wenig ändern. Denn auch die unterstützenden Familien und Freunde können nicht physisch vor Ort sein. Das Klinikpersonal sind die nächsten Bezugspersonen und die versuchen, das so gut es geht aufzufangen.
Sind Krebskranke die unsichtbaren Opfer der Pandemie?
Prof. Jochen Werner leitet das Universitätsklinikum Essen und hat damit das zweitgrößte Coronazentrum Deutschlands sowie das größte Tumorzentrum unter sich. Er kennt die Not beider Patientengruppen sehr genau. Sieht auch er es so, dass Krebspatienten durch Corona aus dem Fokus geraten? Sein Urteil lautet: Ganz klar, wir haben zu oft zu wenig über all die anderen Patientinnen und Patienten gesprochen, weil immer wieder das Thema nur auf COVID-19 ging.
Krebspatient:innen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf hat. Und die Reportage begleitet Ärzt:innen und Therapeut:nnen bei ihren Anstrengungen, die Betroffenen aufzufangen und trotzdem gut zu versorgen, auch in der dritten und vierten Welle.
- Autor/in
- Kathrin Denk
- Thomas Hauswald
- Kamera
- Christian Meckel
- Raimund Lesk
- Schnitt
- Gaspard Gillery
- Musik
- Andreas Dittrich
- Sprecher/in
- Katja Amberger
- Redaktion
- Johanna Walter
- Kathrin Becker