NDR Story

Der Beton-Klotz - Wer rettet das Ihme-Zentrum?

Montag, 03. Februar 2025, 22:00 bis 22:45 Uhr

58.000 Quadratmeter Wohnfläche, knapp 500 Einzeleigentümer, ein Investor, der alle enttäuscht hat. Das Ihme-Zentrum in Hannover hat als Prestigewohnobjekt in den 1970er-Jahren mit eigenem Wäscheservice, Apotheken, Galeria Kaufhof & Co. als westdeutscher Traum begonnen - und wird nun seit Jahrzehnten von Investor zu Investor gereicht.

Finanziell ausbaden müssen das die dort lebenden Kleineigentümer, denn Zehntausende Quadratmeter Verkaufsfläche müssen trotz immensem Leerstand bewirtschaftet werden. Leidtragend sind auch die Mieter, in deren Wohnungen zum Teil keine Instandhaltungen mehr durchgeführt werden können. Ein Team der NDR Story recherchiert vor Ort und sucht nach Antworten: Wer rettet das Ihme-Zentrum?

Investor Lars Windhorst besitzt rund 80 Prozent des Ihme-Zentrums

"Ich zahle für meine Wohnung hier 625 Euro pro Monat mehr. Das ist weg, das Geld, das gibt es nie mehr zurück", berichtet Monika. Die pensionierte Lehrerin hat die Wohnung 1981 zusammen mit ihrem Mann gekauft. Nun muss sie, zusätzlich zu allen anderen Nebenkosten, noch diese hohe monatliche Sonderumlage zahlen. Grund dafür ist der Investor Lars Windhorst. Über eine Firma besitzt er rund 80 Prozent des Betongiganten an der Ihme in Hannover.

Bis Mitte 2023 zahlte das Unternehmen Hausgeld in Höhe von 450.000 Euro pro Monat. Seit Herbst 2023 ist die Gesellschaft insolvent. An einer Sonderumlage für die rund 500 Kleineigentümer führte kein Weg vorbei. Wie lange die noch gezahlt werden muss, weiß keiner. Viele Eigentümer können sich ausrechnen, wann die hohen Nebenkosten ihres abbezahlten Zuhauses die Rücklagen aufgefressen haben. Ein Spiel auf Zeit. "Das ist unsere Altersvorsorge gewesen, die wir jetzt jeden Monat für Monat raushauen müssen. Da haben wir uns andere Vorstellungen gemacht", erzählt eine ehemalige Tierärztin.

Rund um das Ihme-Zentrum: Müll, Kot, Verwahrlosung

Währenddessen verkommt das Ihme-Zentrum von außen immer mehr. Abgeladener Müll, Taubenkot, Verwahrlosung. Die Kassen sind leer, nur noch das Nötigste wird gemacht. Was wird aus den Mietern, deren Wohnung dringend renoviert werden müsste? Mieterin Svetlana kann seit einem Wasserrohrbruch vor einem Jahr nicht mehr in ihre Wohnung.

Sie lebt daher in einer Ersatzwohnung. "Ich weiß nicht wieso, aber ich mag das Haus, denn ich bin schon lange Jahre hier, meine Kinder wurden hier groß." Doch solange es keinen neuen Investor gibt, gibt es auch keine Reparatur. Die vier NDR Reporter Manuel Biallas, Raja Khadour, Margareta Kosmol und Nils Naber machen eine Bestandsaufnahme auf Europas größtem Betonfundament.

Der Film zeigt die Schicksalsgemeinschaft verschiedenster Akteur*innen, deren Zukunft mit dem Ihme-Zentrum zusammenhängt und fragt: Wer rettet das Ihme-Zentrum?

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Blick auf die Baustelle des Ihme-Zentrums in Hannover am 03.10.1973. © picture alliance / Ehrenfried Pospisil Foto: Ehrenfried Pospisil

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Autor/in
Manuel Biallas
Raja Khadour
Margareta Kosmol
Nils Naber
Redaktion
Christian von Brockhausen
Produktionsleiter/in
Anja Reingold

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