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Istanbul - 1001 Welt am Bosporus

Samstag, 25. November 2023, 13:15 bis 14:00 Uhr

Europa trifft auf Asien, zwei Kontinente, nur durch eine Meerenge getrennt. Istanbul, das ehemalige Konstantinopel, ist die Stadt der Gegensätze. Die 14 Millionen Einwohner balancieren täglich zwischen Tradition und Moderne.

Fischer zwischen Müll und Meerraben

Mehmet Uygun ist “Meeresmüllmann“ und fischt mit seinem Boot Unrat aus dem Bosporus. © NDR/Steven Galling
Mehmet Uygun ist “Meeresmüllmann“ und fischt mit seinem Boot Unrat aus dem Bosporus.

Der Bosporus ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas. Für Mehmet Uygun ist es ein riesiges Revier, das er von Unrat befreien muss. Der Kapitän des Müllbootes fischt täglich alles aus dem Wasser, was dort nicht hinein gehört, von der Plastiktüte bis zur Couchgarnitur.

Cemil Dikbas dagegen jagt eine Kostbarkeit: den Meerraben. Der seltene Fisch fühlt sich ausgerechnet hier wohl. Er wird aber nicht gegessen! Cemil will den Meerraben im Weckglas für die nachfolgenden Generationen konservieren. 410 verschiedene Arten hat er schon in seiner Sammlung.

Frauen beim Angeln und Kaffeesatzlesen

Eine Anglerin unter Männern: Auf der Galatabrücke in Istanbul ist Adalet Uslu eine der wenigen Frauen. Das Angeln ist kein Hobby, sondern für Adalet Uslu eine wichtige Einnahmequelle. © NDR/Steven Galling
Eine Anglerin unter Männern: Auf der Galatabrücke in Istanbul ist Adalet Uslu eine der wenigen Frauen.

Adalet Uslu ist eine der wenigen Frauen unter den Anglern auf der berühmten Galatabrücke. Schulter an Schulter mit Hunderten Männern versucht sie, wenigstens ein paar der kleinen Mirmirfische abzubekommen und zu verkaufen. Denn Angeln ist für sie nicht nur Hobby, sie bessert damit auch ihren Lebensunterhalt auf.

Beim Kaffeesatzlesen im Basar von Ortaköy sind die Frauen unter sich. Besonders junge Frauen nutzen den Wahrsageservice von Aynur Abla, Kaffeesatzleserin in dritter Generation. Vor allem zwei Fragen sind interessant: Wann heirate ich und wie viele Kinder bekomme ich?

Wirbelnde Tradition: Die Derwischkultur

Menschlicher Kreisel: Bekir Yenerer ist Derwisch und schafft 80 Umdrehungen in der Minute. © NDR/Steven Galling
Menschlicher Kreisel: Bekir Yenerer ist Derwisch und schafft 80 Umdrehungen in der Minute.

80 Umdrehungen in der Minute schafft Bekir Yenerer locker. Er lebt nach den Grundsätzen der 800 Jahre alten Derwischkultur, einer muslimisch-asketischen Ordensgemeinschaft. Im Sema, dem Tanz der Derwische, drehen sich die Anhänger mehrere Stunden lang um die eigene Achse in Trance.

Der Bosporus wird sogar als Schwimmbecken genutzt. Der 85-jährige Levent Aksüt ist nicht nur der älteste Schwimmer, sondern hat auch die ungewöhnlichste Trainingsmethode: Er spannt sich ein Seil um den Bauch und zieht damit ein Schlauchboot samt Freund durchs Wasser. Kraulen zwischen den Kontinenten, das geht nur in Istanbul am Bosporus.

Autor/in
Steven Galling
Redaktion
Ralf Quibeldey
Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke