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Bulgarien - Schwarzes Meer und Sonnenstrand

Donnerstag, 15. Mai 2025, 20:15 bis 21:00 Uhr
Samstag, 17. Mai 2025, 13:15 bis 14:00 Uhr

Mondäne Villen treffen auf Bettenburgen aus Beton, pittoreske Fischerdörfer auf Industriehäfen und die Abgeschiedenheit der dschungelartigen Kamtschija-Mündung auf den "Balkan-Ballermann". Die Schwarzmeerküste Bulgariens bietet jede Menge Abwechslung in dem faszinierenden Land zwischen dem Gestern und Heute.

Bootstour auf "Bulgariens Amazonas"

Seit 30 Jahren auf dem „Amazonas Bulgariens“ unterwegs: Hristov Atanasova befährt mit seiner Kundschaft die Kamtschija, der Fluss führt in seinem Mündungsbereich durch einen artenreichen Auwald. © NDR / Florian Melzer
Seit 30 Jahren auf dem „Amazonas Bulgariens“ unterwegs: Hristov Atanasova befährt mit seiner Kundschaft die Kamtschija, der Fluss führt in seinem Mündungsbereich durch einen artenreichen Auwald.

Wo der Fluss Kamtschija ins Schwarze Meer mündet, beginnt ein artenreicher Auwald. "Bulgariens Amazonas" wird diese nahezu unberührte Region auch genannt. Die Betonung liegt auf "nahezu", denn eine Flotte von Safari-Booten erkundet täglich das Wasserlabyrinth. Auch das Werbebanner von Lucy & Longoz Boat Trips flattert dort im Wind. Hristov und Luba Atanasova führen den Betrieb gemeinsam seit 30 Jahren. Mit Charisma, Kapitänsmütze und Katze im Matrosenanzug versucht Hristov, Passagiere an Bord zu lotsen, doch auch die Konkurrenz buhlt einfallsreich um Kundschaft.

Wellness am Schwarzen Meer

Wellness in der Saline: Am Atanassow-See bei Burgas schweben die Menschen auf rosarotem Wasser. Die Salzlake enthält Jod, Magnesium und Brom und fördert so Abwehrkräfte und Blutkreislauf. © NDR / Florian Melzer
Wellness in der Saline: Am Atanassow-See bei Burgas schweben die Menschen auf rosarotem Wasser. Die Salzlake enthält Jod, Magnesium und Brom und fördert so Abwehrkräfte und Blutkreislauf.

Am Atanassow-See wird Badekultur im Balkanstyle zelebriert: lässige Bretterbuden statt mondäner Bäderarchitektur. Alles ist in ein surreales Pink getaucht, es wirkt fast wie am Set des neuesten Barbie-Films. Menschen floaten im Wasser wie am Toten Meer. Eine schlammbeschmierte Gruppe schlurft in Badelatschen zur Duschkabine am Straßenrand. So geht Wellness am Schwarzen Meer. "Mit dem Heilschlamm bekämpfen wir Schuppenflechte, Rheuma, Arthrose und Gefäßkrankheiten. Unser rosa Paradies ist ein Jungbrunnen", sagt Physiotherapeutin Dessislava Demireva.

Ein invasiver Eindringling wird zur Delikatesse

Rapana venosa, schon der lateinische Name klingt gefährlich und sie ist es auch: die invasive Stachelschnecke. Sie macht sich seit einigen Jahren an Bulgariens Küste breit. Diese räuberische Meeresschnecke frisst, was ihr vor die Fühler kommt, ist äußerst widerstandsfähig und enorm fruchtbar. Sie verdrängt heimische Arten und richtet damit große ökologische Schäden an. Aber: Für die bulgarische Fischereiindustrie hat das zähe Biest auch eine gute Seite. Peter Monev aus dem kleinen Ort Shabla hat bereits umgesattelt und den Neoprenanzug übergestreift. Unter Wasser geht er jetzt auf "Rapa-Jagd". Bis zu 400 Kilogramm kann ein geübter Taucher pro Tag sammeln. In Japan oder Südkorea gelten die Schnecken als Delikatesse, und nun soll "Rapa" auch in Bulgarien auf die Speisekarten.

Abi-Partys am Sonnenstrand

Mit Trillerpfeife und immer wachsam: Die Rettungsschwimmerin Vanina Yotova achtet am Sonnenstrand darauf, dass niemand in Gefahr gerät – keine einfache Aufgabe bei den Massen an Badewütigen. © NDR / Florian Melzer
Mit Trillerpfeife und immer wachsam: Die Rettungsschwimmerin Vanina Yotova achtet am Sonnenstrand darauf, dass niemand in Gefahr gerät – keine einfache Aufgabe bei den Massen an Badewütigen.

Am Sonnenstrand kämpft das Lifeguard-Team täglich gegen Leichtsinn und Übermut. Alle müssen topfit sein und das ganze Rettungs-Repertoire draufhaben. Den letzten Schliff geben interkulturelle Kompetenz und Deeskalationstraining, wichtig, denn aus ganz Europa pilgert die Jugend hierher zu wilden Abi-Partys. Star des Lifeguard-Teams ist die Rettungsschwimmerin Vanina Yotova. Mit Coolness und Trillerpfeife hält sie die Massen in Schach.

Fischerdorf mit postsozialistischem Charme

Ein kleines „Wellblech-Venedig“: Das Fischerdorf Chengene Skele, in der Nähe von Burgas, ist aus der Not heraus entstanden – doch heute bei seinen Bewohnern sehr beliebt. © NDR / Florian Melzer
Ein kleines „Wellblech-Venedig“: Das Fischerdorf Chengene Skele, in der Nähe von Burgas, ist aus der Not heraus entstanden – doch heute bei seinen Bewohnern sehr beliebt.

Keine Autos, aber vor jedem Haus ein Boot: Das pittoreske Fischerdorf Chengene Skele in der Nähe von Burgas ist ein kleines "Wellblech-Venedig" mit postsozialistischem Charme. Heute will hier niemand mehr weg, dabei ist die Siedlung in der kleinen Bucht aus der Not heraus entstanden, denn in den 1970er-Jahren mussten die Fischerfamilien Platz machen in Burgas für große Trawlerflotten und Industrieanlagen. Am Bootsanleger treffen sich jeden Abend die Pioniere des Dorfes. "Scorpion", "Chicago", "der Schrauber", "Whisky"… Sie alle haben einen Spitznamen. Natürlich kommt frischer Fisch auf den Tisch. Und der muss bekanntlich "schwimmen". Also Prost, nazdrave, einen Mastika, kräftigen Anisbrand, auf das wohl urigste Fischerdorf Bulgariens und auf die Vertreibung ins Paradies.

Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktionsleiter/in
Ralf Quibeldey
Redaktion
Norbert Lorentzen

Im Anschluss:

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Die Türkische Riviera - Antikes Flair, türkises Meer

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