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Ameland - Oranjes herbe Friesen-Insel

Donnerstag, 05. September 2024, 20:15 bis 21:00 Uhr

Wie Perlen einer Kette aufgereiht liegen die Westfriesischen Inseln vor der niederländischen Küste. Und mittendrin ein Eiland mit ausgesprochen kernigem Charakter: Ameland. Vielen deutschen Jugendlichen und ihren Eltern ist die Insel in guter Erinnerung durch organisierte Ferienfreizeiten. Unter Niederländern gelten die Insulaner seit jeher als besonders verwegen, nicht zuletzt wegen ihrer Walfangtradition und der Strandräuberei. Dennoch überlassen die 3800 Bewohnerinnen und Bewohner rund ein Fünftel ihrer schönen Insel in der Brutsaison komplett der Vogelwelt.

Ein Festival für acht verstorbene Rettungspferde

Schön laut: Auf dem "Muzikaal Bootwateren Festival" versuchen 20 Blaskapellen sich auf der gegenseitig zu übertönen. © NDR/Jörg Hammermeister
Schön laut: Auf dem "Muzikaal Bootwateren Festival" versuchen 20 Blaskapellen sich auf der gegenseitig zu übertönen.

1979 kamen bei einem dramatischen Seenotrettungseinsatz acht Pferde ums Leben, die heute noch durch das Festival Muzikaal Bootwateren geehrt werden. Das Festival lockt jedes Jahr gut 20 Blaskapellen in das verschlafene Städtchen Hollum mit seinen Kapitänshäuschen. Eine Bühne steht neben der anderen, die Kapellen übertönen sich gegenseitig. Wenn der Tidenkalender es zulässt, ziehen in all dem Getöse zehn kräftige Pferde das historische Rettungsboot "Abraham Fock" mit donnernden Hufen durch die Dünen ans Meer. So wie damals, 1824, als ein dänisches Frachtschiff vor Ameland strandete. Seither wurden hier Pferde für die Seenotrettung eingesetzt - bis zu einem tragischen Unglück 1979. Damals ertranken acht Pferde bei der Rettungsaktion für eine deutsche Jacht.

Seenotrettung mit Pferden

Seenotrettungswesen mit langer Tradition: Bis 1979 waren auf Ameland bei der Bergung von Schiffbrüchigen auch Pferde im Einsatz. © NDR/Jörg Hammermeister
Seenotrettungswesen mit langer Tradition: Bis 1979 waren auf Ameland bei der Bergung von Schiffbrüchigen auch Pferde im Einsatz.

Gerrit Dokter hat drei kräftige Koninklijk Warmbloed Pferde (Niederländisches Warmblut) und verschiedene, ziemlich antike Gerätschaften für seine Landwirtschaft. Einmal im Monat, wenn das alte Seenot-Warnhorn ertönt, eilt Gerrit mit den anderen Bauern zur "Abraham Fock". Die beiden stärksten Pferde von Gerrit führen das Gespann an. Es zieht den samt Anhänger zwölf Tonnen schweren Bootstransport fast zwei Kilometer weit ans Meer. Vom Alarm bis zum Auslaufen dauert es rund 20 Minuten.

Das Brutrevier wird streng geschützt

Jan de Jong und Arjan Verbiest kümmern sich liebevoll um ein Bussard Baby. © NDR/Michael McGlinn
Jan de Jong und Arjan Verbiest kümmern sich liebevoll um ein Bussard Baby.

Das Naturschutzgebiet Het Oerd an der Ostspitze von Ameland wird ab dem Frühjahr für Besucher gesperrt. Es ist das Brutrevier für mehr als 50 Vogelarten: vom Löffler über den Sandregenpfeifer bis zur Zwergseeschwalbe. Hüter über diese einzigartige Landschaft ist Arjan Verbiest, ganz offiziell auch mit Polizeigewalt ausgestattet. Seine wichtigste Aufgabe: Menschen von dem empfindlichen Biotop fernhalten, damit alles im Gleichgewicht bleibt.

Jutten - eine alte Tradition

Alles was das Meer hergibt findet sich auf dem Dachboden von Jaap Boersam: Zur Fußball-WM 2006 wurde auch ein Container mit viele kleinen Poldis angespült. © NDR/Jörg Hammermeister
Alles was das Meer hergibt findet sich auf dem Dachboden von Jaap Boersam: Zur Fußball-WM 2006 wurde auch ein Container mit viele kleinen Poldis angespült.

Auch Jaap Boersma ist ein viel beschäftigter Insulaner. Er betreibt ein Geschäft in Hollum, ist Leiter der Rettungsbootmannschaft, Blasmusiker und Jutter. Das Jutten ist eine alte Tradition, die auf der Strandräuberei fußt. Jutter nehmen sich, was das Meer hergibt. Viele Menschen auf Ameland haben eine Podolski-Puppe zu Hause, nachdem ein damit beladener Container 2006 zur Fußball- Weltmeisterschaft an den Strand gespült worden ist.

Zwischen Brandung und Dünen wird Rugby gespielt

Die Ameland Seals sind bereit für das große Beach Rugby Festival der Insel. Teams aus zehn europäischen Ländern treten hier gegeneinander an - harter Sport im weichen Sand. © NDR/Michael McGlinn
Die Ameland Seals sind bereit für das große Beach Rugby Festival der Insel. Teams aus zehn europäischen Ländern treten hier gegeneinander an - harter Sport im weichen Sand.

Das Ameland Beach Rugby Festival ist das größte seiner Art in Europa. Dank der breiten Strände können hier 120 internationale Teams auf 18 Spielfeldern gleichzeitig antreten. Monique Mosterman spielt am längsten in der Ameland Seals- Frauenmannschaft. Sie ist sowohl Stürmerin als auch "große Schwester" für die jungen Spielerinnen. Am Wochenende kann jedes Team bis zu acht Spiele pro Tag bestreiten. Ganz schön kräftezehrend im Sand.

Autor/in
Michael McGlinn
Redaktion
Christian Kossin
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktionsleiter/in
Ralf Quibeldey

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