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Am Golf von Triest - Italien mit k.u.k.-Charme

Samstag, 08. Juli 2023, 13:15 bis 14:00 Uhr

Zwei Dinge regen den Triestiner an, sagt man: Der Blick aufs Meer und der in die Tasse mit dem "Nero". In den Kaffeehäusern rings um den Hafen wird doppelt so viel Espresso getrunken wie im Rest Italiens: Im Jahr 1500 Tassen pro Kopf. Die Zubereitung des kleinen Schwarzen ist hier sogar eine Wissenschaft. An der "Università del Caffé" lehrt Michele Pauletic die hohe Kunst an der Espressomaschine. Triest wurde mit Kaffee-Umschlag groß, war der Seehafen der k.u.k.-Monarchie.

Frauen und Männer baden getrennt

Festlich geschmückt für die Meeresprozession vor der italienischen Stadt Grado. © NDR/Andreas Lueg
Festlich geschmückt für die Meeresprozession vor der italienischen Stadt Grado.

Auch die Geschlechtertrennung in der Meeres-Badeanstalt "Bagno alla lanterna" geht zurück auf kaiserliche Zeiten. Die Stammbadegäste Adriano, Renato und Franco finden das getrennte Planschen gar nicht so schlecht - beim Kartenkloppen sind sie ohnehin lieber ohne ihre Frauen. Die vergnügen sich derweil auf der anderen Seite der Mauer. Nur einige jüngere Paare wie Andrea und Linda suchen die heimliche Begegnung im Wasser. Doch Bademeisterin Elisa Sorina wacht darüber, dass die Bade-Welten hübsch getrennt bleiben.

Mit dem Schloss Miramare bauten sich die Habsburger einen Logenplatz am Meer. Hausherr Maximilian kehrte 1867 jedoch von einem "Interimsjob" als Kaiser von Mexiko im Sarg zurück, erschossen von Aufständischen. Seitdem umweht Melancholie den Meerespalast. Direktorin Rossella Fabiani tut ihr Bestes, um das bröckelnde Erbe in Schuss zu halten.

Höhlenforscher, Fischfarm-Security und eine Meeresprozession

In der Gesteinslandschaft über Triest, dem Karst, gräbt Hobby-Höhlenforscher Danilo Lupinc nach Spuren der Geschichte. Traurige Ironie, dass man den besten Blick auf den Golf aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs hatte. In einem starb Danilos Großvater, dem er jetzt ein Denkmal setzt. Und dann ist da noch die Grotte unter seinem Haus, Danilos Weinkeller: Hier lagert bei konstanten 11 Grad der selbst vergorene "Malvasia".

Piero Miksa, Security-Mann auf der Wolfsbarsch-Fischfarm im slowenischen Piran, muss nüchtern bleiben - besonders in der Nacht. Die verbringt er in einem schwimmenden Campingwagen gleich neben den Fischkäfigen, ständig in Alarmbereitschaft. Regelmäßig versuchen Fischräuber, sich die wertvollen Wolfsbarsche zu holen.

Am anderen Ende des Golfs liegt der Badeort Grado mit seiner Lagunenlandschaft. Hier haben die Fischer ihre Hütten, auch wenn sich das Fische fangen kaum noch lohnt. Aber zur jährlichen Prozession mit der Madonna del Mare fahren sie alle raus. An der Spitze Eugenio Scuz mit seiner Veteranentruppe "Vecchi Marinai", "alte Seemänner". Wie zu Kaisers Zeiten.

Autor/in
Andreas Lueg
Redaktion
Ralf Quibeldey
Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke