Expeditionen ins Tierreich

Raubtiere vor der Haustür - Harzluchse und Heidewölfe

Mittwoch, 19. August 2020, 21:00 bis 21:45 Uhr
Donnerstag, 20. August 2020, 06:35 bis 07:20 Uhr

Wie fühlt es sich an, wenn der Luchs hinterm Gartenzaun ein Reh tötet? Was macht ein Schäfer, wenn Wölfe seine Schafe reißen? Können wir mit Raubtieren leben in der heutigen Zeit? Natur und Wildnis ja, das wollen fast alle, aber wie wild darf es zugehen - vor allem vor der eigenen Haustür? Was, wenn Wolf und Luchs in dem Wald jagen, in dem wir spazieren gehen, Pilze sammeln, oder joggen? Um das herauszufinden begeben sich die Umweltwissenschaftlerin Ulrike Müller und der Fernseh-Journalist Tim Berendonk auf eine Spurensuche, die sie vom Harz bis nach Hessen und von der Lausitz bis nach Westpolen führen wird.

Wolf, Luchs und Bär sind nicht überall willkommen

Vor fast 200 Jahren rotteten wir Wolf, Luchs und Bär in Mitteleuropa aus. Nun kehren sie selbstständig zurück oder werden, wie der Luchs, ausgewildert, weil wir Natur- und Artenschutz in der EU beschlossen haben. Sie dringen neuerdings immer weiter vor in unserer Kulturlandschaft. Doch das meist fern der Großstädter, die durchweg Befürworter dieser Raubtiere sind. Im Ländlichen ist die Lage anders: Die zurückkehrenden Wölfe und die wieder angesiedelten Luchse finden nämlich ihren neuen Lebensraum vor allem in der Landschaft und den Wäldern rund um die kleineren Städte und Dörfer. Und da sind die neuen Nachbarn nicht immer so willkommen, wie es Natur- und Artenschützer gern sähen. Spätestens, wenn tote Schafe auf der Weide liegen, der Hund gebissen oder der beste Bock im Jagdrevier gerissen wird, ist die Willkommensfreude getrübt.

Der letzte Harzer Luchs wurde am 17. März 1818 erlegt. Die Ausrottung war damit abgeschlossen. Als Anfang 2000 Luchse aus deutschen Wildgehegen im Nationalpark Harz ausgewildert wurden, sahen das viele Harzer mit Skepsis. Ein so großes Raubtier in einem von Tourismus geprägten Mittelgebirge mit vielen Ortschaften? Und auch Wissenschaftler übten Kritik: sollten sich die Gehegetiere in der Natur behaupten, wäre der Harz viel zu klein und isoliert, um einer lebensfähigen Luchspopulation Raum zu geben. Über 10 Jahre ist das jetzt her. Tatsächlich ist der Harz schon lange zu klein für die nachwachsenden Luchse. Auf der Suche nach neuen Revieren wandern sie zum Beispiel nach Hessen. Ulrike Müller folgt den Spuren der großen Katze, die zur Gallionsfigur des Tourismus im Harz wurde.

Ausbreitung der Wölfe

Die Wölfe kamen von allein: seit der Jahrtausendwende erobern sie Deutsche Lande. Was in Sachsen begann, erlebt seine Ausbreitung in alle Richtungen. Schon über 20 Wolfspaare bringen Jahr für Jahr Junge zur Welt und die wandern durchs Land, um sich andernorts einen Partner und ihr eigenes Revier zu suchen. Diese Entwicklung begann an der polnischen Grenze. Jetzt treiben sich einzelne wandernde Wölfe schon vor Bremen, in den Niederlanden und in Schleswig-Holstein und Dänemark herum.

Journalist Tim Berendonk ist von Wölfen fasziniert

Als 2012 das erste Wolfspaar in der niedersächsischen Heide Junge bekommt, jagt damit das westlichste Wolfsrudel zwischen Hamburg und Hannover, keine 10 Kilometer von der A7 entfernt. Der NDR Journalist Tim Berendonk wird auf das Thema aufmerksam. Und es lässt ihn nicht mehr los. In diesem Jahr siedelten sich zwei weitere Wolfsfamilien in Niedersachsen an. Das Land rund um Wolfsburg und Wolfenbüttel wird allmählich wieder, was es einmal war - Wolfsland. Der Journalist recherchiert in Brandenburg, Sachsen und Westpolen, denn dort haben die Menschen schon länger Erfahrung mit dem Wolf vor der Haustür.

Redaktion
Ralf Quibeldey
Produktionsleiter/in
Eva-Maria Wittke
Autor/in
Holger Vogt
Regie
Holger Vogt

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