Expeditionen ins Tierreich
Mittwoch, 12. Juni 2024, 20:15 bis
21:00 Uhr
Sonntag, 16. Juni 2024, 15:15 bis
16:00 Uhr
Portugal birgt viele Überraschungen. Das Klima des Landes ist geprägt von der Kühle des Atlantiks im Norden und mediterranem Flair im Süden. So hat sich ein Mosaik unterschiedlichster Lebensräume entwickelt, jeder mit einer einzigartigen Tierwelt. Christian Baumeister macht eine filmische Entdeckungsreise durch Portugals Natur und präsentiert das beliebte Urlaubsland aus einem ganz anderen Blickwinkel. Sie folgt der wilden ungezähmten Tierwelt und stellt mit atemberaubenden Luftaufnahmen eine ungeahnte landschaftliche Vielfalt vor.
Die raue ungestüme Atlantikküste
Die Reise beginnt am westlichsten Rande Europas. Von dort zogen einst Seefahrer aus, um die Welt zu erkunden. Hier präsentiert sich die Küste rau und ungestüm, sturmgepeitschte Wassermassen prallen mit ungebremster Wucht auf die Felsen. Ausgerechnet diese letzte Bastion vor dem Atlantik hat sich eine Storchenkolonie zum Nisten ausgesucht. Die Störche vom Cabo Sardão, 150 Kilometer südlich von Lissabon, sind die einzigen auf der Welt, die auf Felsen brüten. Warum gerade hier, bleibt ihr Geheimnis. Wer spät aus dem Winterquartier kommt, muss mit Randplätzen vorliebnehmen und läuft stets Gefahr, seine Brut an Wind und Wellen zu verlieren.
Hoch oben im gebirgigen Norden des Landes ist das Wetter kühl und nass. Atlantische Winde tragen feuchte Luftmassen heran, die sich an den fast 2.000 Meter hohen Berggipfeln entladen. Im Nationalpark Peneda-Geres regnet es 150 Tage im Jahr, das ist selbst den widerstandsfähigen Garrano Wildpferden manchmal zu viel. Dann ziehen sie sich in den Wald zurück. Dort allerdings droht Gefahr durch ein Rudel Iberischer Wölfe, das die dichten Wälder durchstreift. Die Wölfe haben es auf die Fohlen der Garranos abgesehen.
Die Iberischen Steinböcke ziehen sich aus diesem Grunde gern in höhere Lagen zurück. Zwar ist das Nahrungsangebot hier karg und das Gelände schroff, aber daran ist die große Ziegenart perfekt angepasst.
Gänsegeier auf Kadaverjagd
Im Nordosten Portugals schlängelt sich der Fluss Duero entlang der spanischen Grenze gen Süden. Dort suchen Gänsegeier die Täler nach Kadavern ab. Abgeschirmt von den hohen Bergketten des Nordens ist es hier viel trockener. Die großen Aasfresser arbeiten im Team, hat einer etwas erspäht und landet, lockt das etliche Artgenossen herbei. Doch ihre Überzahl schützt sie nicht vor den größeren und kräftigeren Mönchsgeiern. Kampflos müssen sie ihnen das Feld überlassen.
Mit Überschreiten des Flusses Tajo in südlicher Richtung ändert die Landschaft ihr Gesicht erneut. Das Klima gelangt unter mediterranen Einfluss. Wo einst lichte Wälder wuchsen, erstreckt sich heute eine weite Steppenlandschaft, der Alentejo. Hier hat die Großtrappe, mit 15 Kilo einer der schwersten Flugvögel der Welt, noch viel Raum für eine spektakuläre Balz. Bevor der Hahn zur Paarung schreitet, zeigt er ein äußerst erstaunliches Verhalten: Mit einer gezielten Ölkäferdiät beugt er Geschlechtskrankheiten vor.
Wo Korkeichenwälder die Landschaft dominieren, geht im Schutz der Dunkelheit ein geheimnisvoller Jäger auf die Pirsch. Die Weidensperlinge, die in den Korkeichen nisten, müssen sich in Acht nehmen. Die Ginsterkatze ist ein geschickter Kletterer, auch wenn sie näher mit Hyänen als mit echten Katzen verwandt ist.
Sonnige Lagunen und imposante Steilküsten an der Algarve
Am südlichsten Ende von Portugal angekommen, liegt weit entfernt von den nebelumwobenen Bergen des Nordens die Algarve: Mit 300 Sonnentagen im Jahr ist die Region eine der sonnenreichsten Europas. Hier geht das gut getarnte, Wärme liebende Chamäleon auf die Jagd. Und in der einzigartigen Lagunenlandschaft Ria Formosa führen die Männchen der Winkerkrabben eine beeindruckende Choreografie auf, um Weibchen in ihre Sandröhren zu locken.
Berühmt ist die Algarve insbesondere für ihre imposanten Felsformationen, über Jahrmillionen von Wind und Wellen geschaffen. Wirkt die Steilküste über Wasser abweisend und lebensfeindlich, eröffnet sich unter Wasser eine wahre Wunderwelt. Hier vollbringt ein eher unscheinbares Tier etwas, das sonst nur Pflanzen gelingt: Die Grüne Samtschnecke lagert Chloroplasten in ihrer Haut ein und betreibt damit Fotosynthese.
Auf der letzten Reiseetappe führt der Film noch einmal zum Cabo Sardão und seinen Felsbewohnern, den langbeinigen Störchen. Haben die Außenseiter der Kolonie, bedroht von Wind und Wellen, inzwischen ihre Küken groß bekommen?
- Autor/in
- Christian Baumeister
- Produktionsleiter/in
- Tim Carlberg
- Redaktion
- Ralf Quibeldey