Expeditionen ins Tierreich

Die Kanarischen Inseln - Nebelwald und Wüsten

Mittwoch, 13. März 2024, 20:15 bis 21:00 Uhr
Sonntag, 17. März 2024, 15:15 bis 16:00 Uhr


Einst nannte man sie die "Inseln am Rande der Welt". Als der antike Geograf Ptolemäus die erste Landkarte der Erde erstellte, waren die Kanaren noch genau das: das Ende der alten Welt. Heute sind die sieben Kanarischen Inseln ein exotisches Paradies für zwölf Millionen Touristen, die jedes Jahr, vor allem aus Europa, hierherkommen, um Sonne, Meer und ein mildes, frühlingshaftes Klima zu genießen.

Jede einzelne Insel ist eine Schönheit

Teneriffa ist mit 2.000 Quadratkilometern die größte der Kanarischen Inseln. © NDR/NDR Naturfilm/doclights/Science Vision/Michael Schlamberger
Teneriffa ist mit 2.000 Quadratkilometern die größte der Kanarischen Inseln.

Die zweiteilige Naturdokumentation zeigt die wilde, unbekannte Seite des Archipels abseits besuchter Touristenpfade. Bis heute haben sich die Kanarischen Inseln ihre wilde Schönheit bewahrt. Jede von ihnen gleicht einem Kontinent im Kleinen. Subtropische Nebelwälder treffen auf karge Vulkanlandschaften und schneebedeckte Gipfel. Unzugängliche Schluchten münden in rauen, zerklüfteten Steilküsten und ausgedehnten Wüsten.

"Inseln des Frühlings"

Die Tindaya Klippen im Nordwesten der Insel Fuerteventura. Für die Ureinwohner der Insel war Tindaya ein heiliger Ort, dem Zauberkräfte zugeschrieben wurden. © NDR/NDR Naturfilm/doclights/Science Vision/Michael Schlamberger
Die Tindaya Klippen im Nordwesten der Insel Fuerteventura. Für die Ureinwohner der Insel war Tindaya ein heiliger Ort, dem Zauberkräfte zugeschrieben wurden.

Warum aber trägt der Archipel nahe der nordwestafrikanischen Küste den Beinamen "Inseln des Frühlings"? Wo doch auf derselben geografischen Breite kaum mehr als 100 Kilometer weiter östlich die trockene, heiße Wüste Sahara liegt? Warum gibt es gerade auf den Kanaren dichte, subtropische Urwälder und schneebedeckte Gipfel?

Passatwind bringt Wasser

Eine Antwort heißt "vientos alisios". So nennen die Einheimischen die Passatwinde. Beständig wehen sie von Nordost und sind für die Inseln im Atlantik die Grundlage vielfältigen Lebens. Der Passatwind bringt Wasser, selbst im trockenen Sommer. Auf seiner langen Reise über das Meer nimmt der Alisio große Mengen an Feuchtigkeit auf. Trifft er auf die Inseln, stauen sich mächtige Wolkenbänke an steilen Bergflanken. Die in der Luft gespeicherte Feuchtigkeit kondensiert und nährt ein einmaliges Naturjuwel: subtropische Lorbeerwälder. Das Wasser fällt hier nicht als Regen, die mächtigen Lorbeerbäume "melken" die Wolken und sorgen dafür, dass es in dicken Tropfen von ihren Blättern auf den Boden fällt.

Auf den flacheren Inseln bietet sich ein anderes Bild. Hier gibt es keine hohen Berge, an denen sich die Wolken stauen und ihre feuchte Last abladen. Hier herrscht Trockenheit. In der Wüste Fuerteventuras lebt die Kragentrappe. Wenn es doch einmal regnet, präsentieren die Hähne ihre weißen Schmuckfedern am Hals und stolzieren durch die Wüste, um den Hennen zu imponieren.

Vielfältiges Leben unter Wasser

Auch unter Wasser sind die Kanarischen Inseln ein spektakuläres Naturparadies. Die Landschaft ist bizarr und geheimnisvoll. Seltsam aussehende Kreaturen wie Schmetterlingsrochen gleiten durch unterseeische Lavahöhlen, seltene Engelshaie lauern im schwarzen Vulkansand auf Beute. Aufgrund seiner geografischen Lage vermischen kräftige Meeresströmungen warmes Wasser der Tropen mit kaltem aus dem Nordatlantik, während aus der Tiefsee unentwegt Plankton an die Oberfläche geschwemmt wird. Das macht diese Gewässer zu einem der besten Orte auf der Welt, um Meeressäuger zu beobachten.

Pilotwale können bis zu acht Meter lang und drei Tonnen schwer werden. Sie benötigen täglich bis zu 50 Kilo Nahrung, die sie meist in der Nacht jagen. © NDR/NDR Naturfilm/doclights/Science Vision/Michael Schlamberger
Pilotwale können bis zu acht Meter lang und drei Tonnen schwer werden. Sie benötigen täglich bis zu 50 Kilo Nahrung, die sie meist in der Nacht jagen.

Bis zu acht Meter und drei Tonnen schwer sind die Pilotwale. Sie brauchen täglich 50 Kilogramm Nahrung. Sie jagen meist nachts. Dabei tauchen sie bis zu 1.000 Meter tief, um an ihre bevorzugte Beute, Riesen-Kopffüßer, zu kommen. Tagsüber halten sie sich meist an der Oberfläche auf und widmen sich ihrem hoch entwickelten Familienleben. Sie leben in Schulen bis zu 30 Tieren und folgen einem Weibchen. Die großen Männchen, die "Machos", verteidigen die Familie gegen Eindringlinge.

Die Tier- und Pflanzenwelt der Inseln

Winde und Meeresströmungen haben Tiere und Pflanzen zu den abgeschiedenen Inseln gebracht. Viele sind geblieben und haben sich im Laufe der Jahrtausende spezialisiert und an ein abgeschiedenes Inselleben angepasst. Neue Arten sind entstanden, die nirgendwo sonst auf der Welt existieren. Andere kommen von weither, um nur einen Teil des Jahres auf den Inseln zu verbringen. Darunter sind die Gelbschnabel-Sturmtaucher, die aus Südamerika kommen, oder die Eleonorenfalken aus Madagaskar. Sie unternehmen jedes Jahr weite Wanderungen und ziehen gut geschützt in den schroffen Vulkanklippen ihre Jungen auf.

Abhängig von den Passatwinden

Beim Schnorcheln auf den Kanaren begegnet man mit etwas Glück großen Meeresschildkröten wie etwa der Unechten Karettschildkröte. © NDR/NDR Naturfilm/doclights/Science Vision/Michael Schlamberger
Beim Schnorcheln auf den Kanaren begegnet man mit etwas Glück großen Meeresschildkröten wie etwa der Unechten Karettschildkröte.

Die Kanarischen Inseln sind eine faszinierende Welt mit einer erstaunlichen Vielfalt an Klimazonen, Landschaften und Arten. Doch sie sind vor allem ein kleiner begrenzter Kosmos, in dem alles voneinander abhängig ist. Blieben die Passatwinde aus oder würde sich die Temperatur um nur wenige Grade verändern, würden die Wälder trockenfallen und für immer verschwinden. Was dann bliebe, wäre nur noch das, womit es vor Urzeiten begonnen hat: eine kahle Vulkanwüste.

Producer
Britta Kiesewetter
Redaktion
Timo Großpietsch
Regie
Michael Schlamberger
Autor/in
Michael Schlamberger
John Dutton
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Sprecher/in
Michael Lott

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Tiere