die nordstory - Wiederaufbau nach der Ostseesturmflut
Freitag, 06. Dezember 2024, 20:15 bis
21:15 Uhr
Donnerstag, 12. Dezember 2024, 14:00 bis
15:00 Uhr
Campingplatz Langballigau
Jan-Preben Arnold hatte den Campingplatz mit Blick auf die Dänische Südsee gerade von seinem Vater übernommen. Direkt an der Flensburger Förde gelegen in Langballigau geht der Blick über den Strand aufs Ostseewasser. Im Herbst 2023 nimmt das Wasser genau diesen Weg und überflutet den Campingplatz, zerstört Wohnwagen von Dauercampern, beschädigt Wege und Elektrik. Es dauert, bis das Wasser abfließt. Den Winter über kann Jan-Preben Arnold hier und da ein paar Dinge reparieren, aber auch noch im Frühjahr 2024 ist es viel zu nass und matschig. Dabei hat er ein klares Ziel vor Augen: den Campingplatz zum Saisonbeginn wieder eröffnen. Im Mai ist es so weit: Die ersten Camper kommen schon, als die Wege noch gemacht werden. Der Campingplatzbetreiber Jan-Preben Arnold hofft, dass möglichst viele Gäste im Sommer kommen. Für den Herbst und den Saisonschluss hat er sich ein paar Dinge überlegt, damit ihn eine mögliche Sturmflut nicht wieder so hart trifft.
Wiederaufbau in Arnis
In Arnis an der Schlei hatte die Flut ein gut 60 Meter breites Loch in den Deich gerissen, der die kleinste Stadt Deutschlands vor dem Ostseefjord Schlei schützen soll. Ralf Timm wohnt mit seiner Frau im Überflutungsgebiet. Sein Haus hatte er als Altersvorsorge gedacht.
Es steht etwas niedriger in der kleinen Stadt. Das Wasser zerstört das ganze Erdgeschoss, zieht in die Mauern rein. Das Haus scheint verloren. Aber Ralf Timm und seine Frau wollen hier nicht weg. Mit allen Mitteln retten sie, was zu retten ist. Sie legen das Haus trocken und sanieren es. Wochenlang. Monatelang. Freunde und Nachbarn helfen ihnen. Seit der Flut ist der Zusammenhalt in Arnis noch größer geworden. Kurz bevor die neue Sturmflutsaison beginnt, ist auch der Deich geflickt. Allerdings ist er immer noch nur so hoch wie vor der Sturmflut. Das bereitet vielen Menschen in Arnis Sorge.
Lotseninsel Schleimünde
Auf der Lotseninsel Schleimünde hat die Ostseesturmflut im Oktober 2023 schwere Schäden hinterlassen. Der Schutzwall zur Ostsee hielt den Wassermassen nicht stand. Doch Hilfe kam von vielen Freiwilligen und vor allem von Schülern und Lehrern der Ostseeschule in Flensburg. Die Schule ist der neue Pächter, nutzt das Haus für Inselzeiten, naturnaher Unterricht zwischen Ostsee und der Schlei. Monatelang haben die Schüler aufgeräumt, eine neue Schutzmauer aufgebaut, 130 Tonnen Steine geschleppt und gestapelt.
Schönberger Strand
Am Schönberger Strand fehlte nach der Ostseesturmflut auf füng Kilometer Länge der komplette feine Strandsand. Bis zum Beginn der Hochsaison hat Bauhofleiter Torsten Jeß die Aufgabe, Sand von einem Spülschiff gleichmäßig zu verteilen. Denn kein Urlauber will auf nacktem Asphalt liegen. Sein Problem: die Zeit. Denn immer wieder macht ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Bei Sturm kann das Schiff nicht arbeiten. Sein Ziel: zum Ferienbeginn sollen die Strandkörbe wieder auf Sand stehen.
Geltinger Birk
Das Naturschutzgebiet Geltinger Birk wurde fast vollständig überflutet, denn der Schutzdeich war gebrochen. Nils Kobarg vom Landesamt für Umwelt leitet die dortig Naturschutzstation. In der Sturmnacht hörte er die Rinder ängstlich schreien, auch die dort lebenden Wildpferde waren in Gefahr. Doch er konnte nicht nach ihnen schauen, alle Wege waren überflutet. Wie durch ein Wunder ist keinem Tier etwas passiert. Der Deich ist mittlerweile vollständig repariert. Was in anderen Teilen Schleswig-Holsteins noch lange nicht geklappt hat, ging im Naturschutzgebiet schnell. Der Grund: die Mittel kamen aus einem anderen Finanztopf. Die Arbeiten mussten nicht erst EU-weit ausgeschrieben werden. Auch der beliebte Wanderweg um die Geltinger Birk ist seit Ostern 2024 wieder begehbar. Das freut Zehntausende Besucherinnen und Besucher, die hier jedes Jahr wandern.
Schilksee
Der Olympiahafen Kiel-Schilksee wurde damals schwer beschädigt. Zwei Millionen Euro hat das Wiederherrichten der zerstörten Anleger im Hafenbecken bereits verschlungen. Mehr als 40 Boote waren im Oktober 2023 gesunken und mussten geborgen werden. Auch die schützende Steinmole musste repariert werden. 3000 Tonnen Steine sind nun aus einem norwegischen Steinbruch verbaut worden. So hat die Schutzmole wieder ihre alte Höhe bekommen. Die Segeljachten und Sportboote im Hafen sind vorerst wieder geschützt.
- Autor/in
- Carsten Salzwedel
- André Schnoor
- Produktionsleiter/in
- Angela Hennemann
- Redaktion
- Katrin Glenz
- Philipp Jeß