Die Nordreportage

Die Nordreportage: Rungholt - Jäger der verlorenen Kirche - Auf Spurensuche im Watt

Donnerstag, 29. August 2024, 18:15 bis 18:45 Uhr
Freitag, 30. August 2024, 11:30 bis 12:00 Uhr

Sie sind auf Spurensuche im Watt nach der versunkenen Stadt Rungholt, aber "Schatzsuche" oder "Atlantis des Nordens" - diese plakativen Schlagworte können sie gar nicht leiden. Und doch ist diese Aktion für das Team um Ruth Blankenfeldt und Bente Majchczack das Projekt ihres Forscherlebens. "Der Traum eines jeden Archäologen", sagen beide übereinstimmend.

Nur mit Ausnahmegenehmigung darf der ehrenamtliche Helfer Arjen Spießwinkel hier im Grabungsschutzgebiet mit dem Metalldetektor suchen. © NDR/Mario Göhring
Nur mit Ausnahmegenehmigung darf der ehrenamtliche Helfer Arjen Spießwinkel hier im Grabungsschutzgebiet mit dem Metalldetektor suchen.

Im nordfriesischen Wattenmeer sind sie der legendären, mittelalterlichen Hafensiedlung Rungholt auf der Spur. Mit modernsten geophysikalischen Methoden haben sie eine Anomalie im Magnetfeld ausgemacht: ein ungewöhnlich großes, 40 x 15 Meter Rechteck im Wattboden. Aber sind das wirklich die Fundamente der Hauptkirche, die 1362 bei der sagenumwobenen Großen Mandränke untergegangen ist?

Eine anspruchsvolle Wundertüte

"Das Rungholt-Projekt ist eine anspruchsvolle Wundertüte, vor allem aber eine Schlammschlacht und ein Wettlauf gegen die Zeit!", sagt Archäologin Dr. Ruth Blankenfeldt aus Schleswig. Denn für die Spurensuche im Watt hat das Team nur drei Stunden Zeit pro Tag. Danach laufen die mühsam per Hand ausgeschaufelten Grabungslöcher wieder voll mit Nordseewasser.

Die Archäologen Bente Majchczack und Ruth Blankenfeldt untersuchen mit Hilfe eines sogenannten Grabungskastens das Fundament der Kirche von Rungholt. © NDR/Mario Göhring
Die Archäologen Bente Majchczack und Ruth Blankenfeldt untersuchen mit Hilfe eines sogenannten Grabungskastens das Fundament der Kirche von Rungholt.

Wird die Kirche von Rungholt wieder auftauchen mehr als 600 Jahre nach dem Untergang durch eine verheerende Sturmflut? Aufregende Tage für das 20-köpfige Team von Wissenschaftlern, das jeden Tag von der Halbinsel Nordstrand aus sieben Kilometer zu Fuß ins Wattenmeer muss. Motorisierte Fahrzeuge sind im Nationalpark verboten. Schweres Bohrgerät, Grabungskästen, Werkzeuge, das alles müssen sie deshalb mit speziellen Ballonreifenwagen ins Untersuchungsgebiet karren.

Was Ruth Blankenfeldt und Bente Majchczack vor dem Hintergrund des aktuellen Meeresspiegelanstiegs besonders nachdenklich stimmt: Die spätmittelalterlichen Siedler haben durch intensiven Torfabbau und Entwässerung ihr Marschland "tiefergelegt", die Nordseefluten hatten so leichtes Spiel, die Rungholter hatten sich quasi ihr eigenes Grab geschaufelt.

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Autor/in
Mario Göhring
Produktionsleiter/in
Thorsten Köpp
Redaktion
Sven Nielsen
Redaktionsleiter/in
Katrin Glenz