Die Nordreportage: Retter am Limit

Mit Notfallsanitätern unterwegs

Freitag, 31. Mai 2024, 02:15 bis 02:45 Uhr

Der Tee steht bereits dampfend auf dem Tisch, der Beutel noch in der Tasse. Doch zum Trinken kommt Marie Eilers wieder nicht: Denn die Notfallsanitäterin sitzt schon wieder im Rettungswagen auf dem Weg zum nächsten Einsatz. Eine Person mit Kopfverletzung, mehr ist nicht bekannt. Die Adresse gibt es direkt auf das Navi.

Einsätze rund um die Uhr

Die Nordreportage: Retter am Limit - Mit Notfallsanitätern unterwegs © NDR
Hinter allem steht auch der Zusammenhalt im Team.

10.000 Einsätze hatte das Team der Johanniter in Bad Schwartau 2022. Nicht immer geht es dabei um Leben und Tod: "Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist mittlerweile die gesundheitliche Beratung junger Erwachsener", erläutert Marcus Johannesmeier seine Arbeit als Notfallsanitäter. "Immer häufiger werden wir gerufen, wenn Hausmittel oder ein Besuch beim Hausarzt gereicht hätten", so der 28-Jährige weiter. Ein Problem, mit dem viele Notfallsanitäter zu tun haben und das zugenommen hat. Schlimm wäre es, wenn dadurch echte Notfälle zu kurz kommen und womöglich nicht gut ausgehen. Nach dem Prinzip First In - First Out reagieren die Teams auf die Notrufe, die sie auf ihre Pieper bekommen.

Kinder sind eine besondere Herausforderung

Pia Christmann mit dem Kinderkoffer © NDR
Pia Christmann mit dem Kinderkoffer

Drei Rettungswagen und ein Notarztwagen stehen rund um die Uhr bereit. Von 7:00 bis 17:00 Uhr sind die Rettungsteams auf Tagschicht. Nachts sind sie von 17:00 bis um 7:00 am nächsten Morgen im Dienst. Als Ärztin gehört Dr. Merle Brockmann zum Team. Sie macht gerade noch die Zusatzausbildung zur Notfallmedizinerin. 50 Rettungsfahrten muss sie dafür noch absolvieren. Ihre größte Herausforderung: Einsätze, bei denen Kinder betroffen sind. Von der Dosierung notwendiger Medikamente bis hin zu Eltern in großer Sorge und der eigenen Betroffenheit reichen da die Anforderungen. An Bord der Rettungswagen ist dafür auch ein Kindernotfallset mit Stoffteddy. "Der hilft immer", so Pia Christmann. Die Notfallsanitäterin verbessert den Kinderkoffer laufend, eine Herzensangelegenheit für sie.

Sie entdeckte durch einen Flyer beim Erste-Hilfe-Kurs ihren Traumjob. "Jeder Tag ist anders, es wird nie langweilig", das schätzt sie an ihrem Berufsalltag. Doch der hat auch Kehrseiten: lange, harte Dienste, keine adäquate Bezahlung. Trotzdem brennen die Retter von Bad Schwartau für ihr Tun. Denn hinter allem steht auch ihr Zusammenhalt vor, während und nach den Einsätzen: "Das Leben auf der Wache ist etwas Besonderes. Wir sind ein tolles Team weit über die Arbeit hinaus", so fasst Marie Eilers ihre Motivation zusammen. Vom Einsatz zurück, sitzt sie am Computer und schreibt das Protokoll. Mit einer frischen Tasse Tee in der Hand.

Im Dienst für die Gemeinschaft

"Die Nordreportage" begleitet die Retter bei Tag und Nacht. Der Film zeigt persönliche Erfahrungen, Glücksmomente und Erschöpfung im Dienst für die Gemeinschaft. Und er zeigt auch, dass Menschen trotz aller Widrigkeiten und Hindernisse dem Rettungsdienst treu bleiben und dem Wechsel in andere Berufsfelder widerstehen.

Autor/in
Jon Mendrala
Matthias Adamczewski
Produktionsleiter/in
Thorsten Köpp
Redaktion
Sven Nielsen
Redaktionsleiter/in
Katrin Glenz