Die Nordreportage: Rentner im Job

Der Ruhestand kann warten

Dienstag, 16. Juli 2024, 18:15 bis 18:45 Uhr
Mittwoch, 17. Juli 2024, 11:30 bis 12:00 Uhr

Altersarmut, Fachkräftemangel oder einfach das Gefühl, noch nicht zum "alten Eisen" zu gehören: Viele Senior*innen wollen oder müssen weiterarbeiten, um ihre Rente aufzubessern oder um die Langeweile zu vertreiben. So mancher Ruheständler wird sogar vom ehemaligen Arbeitgeber wieder zurück in die Firma geholt. Der Grund hier: Fachkräftemangel. Die Motive, im fortgeschrittenen Alter noch zu arbeiten, sind so verschieden wie die Menschen selbst.

"Die Nordreportage" zeigt, wie drei Berufstätige jenseits der 65 ihren Arbeitsalltag meistern und was sie dabei jeweils an- und umtreibt.

Mit 75 noch "auf dem Bock"

Roswitha Hellmuth-Gamberger alias "Oma Rosi": 75 Jahre und LKW-Fahrerin © NDR/MIRAMEDIA
Roswitha Hellmuth-Gamberger alias "Oma Rosi": 75 Jahre und LKW-Fahrerin

Lkw-Fahrerin Roswitha Hellmuth-Gamberger sitzt mit 75 Jahren noch immer "auf dem Bock". Vor 43 Jahren war "Oma Rosi", wie sie von ihren Truckerkolleg*innen genannt wird, eine der ersten Frauen in diesem Job. Bis heute fährt sie leidenschaftlich gerne, das Führerhaus ihres 40-Tonner-Lkw ist für sie längst ein zweites Zuhause. Doch bei aller Freude am Job, Aufhören ist für sie noch keine Option, denn nur mit ihrer 1000-Euro-Rente kommt sie kaum über die Runden. Zwei Jahre würde sie sich gerne noch als vollbeschäftigte Brummifahrerin etwas dazuverdienen, wenn es geht. Ihr größter Wunsch: gesund bleiben, damit sie so lange noch weiterfahren kann.

Zurück in die Firma als Senior Expert

Nach acht Monaten Rente wieder zurück im Job: Andreas Kuhl (66) ist "Senior Expert" bei Lufthansa Technik © NDR/MIRAMEDIA
Nach acht Monaten Rente wieder zurück im Job: Andreas Kuhl (66) ist "Senior Expert" bei Lufthansa Technik

Andreas Kuhl (66) war schon acht Monate im Ruhestand, als er von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Lufthansa Technik AG, zurückgeholt wurde. Grund: Fachkräftemangel. Der Job im Triebwerksbereich ist anspruchsvoll, seine Expertise ist gefragt. Für zunächst sechs Monate schult Kuhl dort als sogenannter Senior Expert vor allem den Nachwuchs. Neben der Anerkennung seiner Leistung und dem willkommenen Zuverdienst zur Rente, schätzt Andreas Kuhl auch den schrittweisen Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Nach seiner "Ehrenrunde" im alten Job will er bald endgültig in den Ruhestand und den dann auch genießen.

Bei Wind und Wetter auf die Dächer

Der 81-jährige Peter Uyttenbroek arbeitet in schwindelnder Höhe. © NDR/MIRAMEDIA
Der 81-jährige Peter Uyttenbroek arbeitet in schwindelnder Höhe.

Karosseriebaumeister Peter Uyttenbroek arbeitet als Einmannbetrieb auf dem Bau, mit 81 Jahren! Seine Spezialität: Profilbleche für Dachkanten und Balkone. Seit mittlerweile 42 Jahren schleppt er bei Wind und Wetter Werkzeuge und Baustoffe die Gerüste hoch und wieder runter und montiert seine Maßanfertigungen in meist schwindelerregender Höhe. Ein Leben ohne Arbeit kennt Peter Uyttenbroek nicht. Als Selbstständiger plagen ihn zudem Versorgungsängste: Kann er seinen Lebensstandard auch im Ruhestand noch aufrecht halten? Schließlich möchte er Golf spielen, solange er fit ist. Ehefrau Renate und Tochter Meike versuchen seit Jahren, Überzeugungsarbeit zu leisten und haben ihm nun ein Versprechen abgerungen: bis Ende des Jahres noch, dann ist endlich Schluss. Zumindest mit der Arbeit auf dem Bau. Zu Hause will Peter Uyttenbroek weiter werkeln. Stillstand wird es auch im Ruhestand nicht bei ihm geben.

Produktionsleiter/in
Karin Hauschildt
Thorsten Köpp
Redaktion
Arne Siebert
Dirk Külper
Autor/in
Karin Rowold