Die Nordreportage
Montag, 23. September 2024, 02:00 bis
02:45 Uhr
Deutschlandweit gibt es über 1,2 Millionen Pferde, aber nur knapp 3.500 Hufschmiede, Tendenz sinkend. In Schleswig-Holstein werden laut Pferdesportverband rund 100.000 Pferde gehalten, die genaue Anzahl der staatlich anerkannten Hufschmiede ist nicht bekannt. Nur, dass es viel zu wenige sind. Nicht nur der Erste Deutsche Hufbeschlagschmiede Verband schlägt Alarm. Denn im Regelfall brauchen die Tiere alle sechs bis acht Wochen eine Hufbehandlung. Kranke Hufe können für Pferde das Aus bedeuten, deshalb wird der zunehmende Fachkräftemangel auch im Norden immer mehr zum Problem.
Einzige Hufbeschlagschule in Schleswig-Holstein
Da will Stefan Kos mit seiner Hufbeschlag-Lehrschmiede helfen. Mit Erfolg. Seit 2019 bietet der staatlich geprüfte Hufbeschlaglehrschmied und Pferdeosteopath Einführungs- und Vorbereitungskurse in seiner Hufbeschlagschule in Schmalfeld an, der einzigen dieser Art in Schleswig-Holstein. Alles parallel zum Tagesgeschäft als Hufbeschlagschmied.
Die täglichen Kundenaufträge sind als Praxisübung fester Bestandteil des Lehrplans. Ein Ausbildungskonzept, das sich bewährt hat und von den meisten Kundinnen und Kunden mitgetragen wird. Schließlich leiden sie und ihre Pferde oder Ponys am meisten unter dem Hufschmiedmangel. Und Stefan Kos hat sich inzwischen einen guten Ruf erarbeitet. Zu seiner Stammkundschaft zählen unter anderem die Pferdeklinik Bargteheide, für deren Patienten der Hufbeschlag nicht selten eine therapeutische Maßnahme ist, sowie das Museumsdorf Volksdorf mit seinen massigen Kaltblütern.
Stefan Kos findet immer und überall Zeit, seinen Schülerinnen und Schülern alles über Theorie und Praxis des Berufes zu vermitteln. Vor allem der Umgang mit den teilweise unberechenbaren Pferden, aber auch mit ihren nicht immer ganz einfachen Besitzern muss eingehend geübt werden. "Das ist manchmal echter Nahkampf und kann schnell gefährlich werden, je nachdem, was das Tier für eine Erziehung hat. Aber das Schwerste an dem Job ist eigentlich das Kundenmanagement", meint Stefan Kos.
Großer Zeit- und Kostenaufwand
Abgesehen von der körperlichen Belastung ist es vor allem der Zeit- und Kostenaufwand, der bisher zu wenige Menschen motiviert, eine berufliche Weiterbildung zum Hufbeschlagschmied zu machen. Denn nur, wenn man eine andere Ausbildung bereits abgeschlossen hat, kann man sich für einen Einführungskurs anmelden. Und nach einem zweijährigen Praktikum beim Hufschmied dann für den Vorbereitungskurs, auf den nach vier Monaten die Prüfung folgt. Kostenpunkt insgesamt: zwischen 5.000 und 7.000 Euro.
Mit dem erfolgreichen Abschluss hat man allerdings einen krisenfesten Job mit guten Verdienstmöglichkeiten. Jedenfalls, solange man ihn körperlich durchhält. Auch Stefan Kos hatte schon dreimal massive Bandscheibenprobleme, aber gerade deshalb weiß er, dass er mit seiner Hufbeschlagschule auf dem richtigen Weg ist. Die Überlastung kommt durch den Fachkräftemangel. Und dagegen tut er etwas.
- Autor/in
- Anouschka Breuer
- Produktionsleiter/in
- Karin Hauschildt
- Redaktion
- Sven Nielsen
- Redaktionsleiter/in
- Katrin Glenz