Die Nordreportage: Die letzte Binnenfischerin

Tradition und eine ungewisse Zukunft

Freitag, 21. Juni 2024, 15:00 bis 15:30 Uhr

Sabine Schwarten ist die einzige Frau in diesem Job als eine der letzten hauptberuflichen Binnenfischer*innen Schleswig- Holsteins.

Ihre Familie und Vorfahren haben seit 900 Jahren von der Binnenfischerei gelebt. Ihr Vater, Ende 80, hat ihr bis vor ein paar Jahren noch beim Fischen geholfen. Inzwischen schmeißt sie den Laden allein. Doch leben kann sie von der Fischerei nur noch mit Ach und Krach. Ein Großteil der Süßwasserfische in den Läden hierzulande kommt aus dem Ausland und der Aquakultur und nicht mehr aus den Seen. Ob Kormorane, verbaute Flüsse oder Nährstofffluten, die Schwierigkeiten der Binnenfischer sind vielfältig und seit Langem bekannt.

Es gibt immer weniger Binnenfischer

Immer mehr Binnenfischer geben auf, weil der Verdienst nicht mehr stimmt. Doch Sabine Schwarten hat immer gehofft, die Tradition ihrer Familie weitertragen zu können. Kinder hat sie nicht, auch keinen Ehemann. Ihre Ausbildung schloss sie als Jahrgangsbeste ab, ging dafür extra nach Bayern, weil es hierzulande schon keine Ausbildungsplätze mehr gab.

Vater Wilhelm Schwarten ist inzwischen 88 Jahre alt und fuhr bis vor zwei Jahren noch das zweite Fischereiboot, um seine Tochter zu unterstützen. © NDR/produktion clipart
Vater Wilhelm Schwarten fuhr bis vor wenigen Jahren noch das zweite Fischereiboot, um seine Tochter zu unterstützen.

Sabine Schwarten betreibt noch die traditionelle Zugnetzfischerei. Zwei Boote braucht sie für ihre Arbeit, befahren werden sie mit vier Leuten. Doch Angestellte kann sie sich nicht leisten. Also helfen seit vielen Jahren Freiwillige und auch ihr Cousin. Den Großteil ihres Geldes verdient Sabine Schwarten mit dem Besatz von Angelteichen und der Lieferung von Futterfischen. Der Speisefischverkauf läuft eher nebenher. Seit Aale selten geworden sind, fehlt der Haupterwerb, den ihr Vater noch hatte. Süßwasserfische werden immer seltener nachgefragt.

Die Fischerin soll den Stendorfer See beleben

Sie hat einen Auftrag vom Land: Der Stendorfer See ist in einem schlechten ökologischen Zustand und entspricht nicht der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, er soll untersucht werden. Jahrzehntelang wurde er nicht befischt. Die Fischerin soll helfen.

Für die Zugnetzfischerei sind mindestens vier Personen notwendig, doch Angestellte kann sich Sabine Schwarten nicht leisten. © NDR/produktion clipart
Für die Zugnetzfischerei sind mindestens vier Personen notwendig, doch Angestellte kann sich Sabine Schwarten nicht leisten.

Der Film begleitet den Arbeitsalltag der Fischerin, zeigt, wie sie versucht, den Fangerfolg in ihrem See zu verbessern. Sabine Schwarten liebt ihren Beruf und kämpft dafür, dass die Seen auch in Zukunft Fischerfamilien ernähren können und die Tradition der Binnenfischerei nicht vergessen wird. Eine Tradition, die eine ungewisse Zukunft hat.

Autor/in
Gabriele Lebs
Produktionsleiter/in
Karin Hauschildt
Redaktion
Sven Nielsen
Leitung der Sendung
Norbert Lorentzen