Die Nordreportage: Comeback des Nachtzugs

Von Hamburg in die Welt

Samstag, 07. September 2024, 14:00 bis 14:30 Uhr

Die Urlaubsreise auf der Schiene erfreut sich nach Jahren auf dem Abstellgleis wieder wachsender Beliebtheit. Zwar hat die Deutsche Bahn bereits 2016 den letzten Nachtzug eingestellt, aber die Österreichischen Bundesbahnen und einige Privatanbieter locken nun auch hierzulande wieder in frisch modernisierten Zügen auf vielen neuen Strecken.

Unterwegs im Nightjet der Österreichischen Bundesbahn: Die Deutsche Bahn hat ihre Nachtzüge 2016 eingestellt. © NDR/ÖBB-Holding AG/Harald Eisenberger
Unterwegs im Nightjet der Österreichischen Bundesbahn: Die Deutsche Bahn hat ihre Nachtzüge 2016 eingestellt.

Einer der Hauptverkehrsknotenpunkte im ausgebauten Streckenplan ist Hamburg, das "Tor zur Welt". Von dort geht es über Nacht mit dem Zug unter anderem nach Wien, Zürich und erstmals seit 28 Jahren auch wieder nach Stockholm. Wie kommen die rollenden Hotels bei der Kundschaft an?

Neue Reiselust auf der Schiene: "Die Nordreportage" begleitet Schaffner, Logistiker und Housekeeper während ihrer kräftezehrenden Nachtschicht. Sie müssen sieben Waggons voller Touristen und Businessreisenden bedienen. Erstmals an Bord im Nightjet von Hamburg nach Innsbruck: Milena (29) und ihr Mann Matthias (32) mit ihrer zwei Monate alten Tochter Cleo. Die Familie ist Bahn-Fan, hat kein eigenes Auto und fliegt auch nicht. Milena und Matthias waren mit dem Zug bereits in Spanien, Dänemark, Portugal, Polen, Italien und Frankreich, oft auch per Nachtzug. Wie nehmen sie den Service im modernisierten Zug wahr und welche Herausforderungen lauern auf der Strecke?

Klimafreundliche Alternative

Der ÖBB-Nightjet fährt mit bis zu 230 km/h in rund zwölf Stunden von Hamburg bis nach Innsbruck. Die Reisenden haben die Wahl zwischen Sitz-, Liege- oder Schlafwagen, ob im Privatabteil oder gemeinsam mit bis zu fünf weiteren Mitfahrenden. Die Tickets sind heiß begehrt und die Züge oft auf Monate hinaus ausgebucht. Die Fahrt von Hamburg nach Innsbruck kostet pro Person zwischen 30 Euro in der Sparschiene und 270 Euro im eigenen Schlafabteil mit WC und Dusche, inklusivse Frühstück sowie persönlicher Weckservice.

Die Nachtreise auf der Schiene entwickelt sich immer mehr zur klimafreundlichen Alternative zum sogenannten Billigflieger. Laut Umweltbundesamt stößt beispielsweise eine Reise von Hamburg nach Innsbruck im Nachtzug pro Person 50-mal weniger CO2 aus als im Flugzeug und rund 30-mal weniger als im Auto. Die Bahnfahrer umgehen zudem Securitychecks, kilometerlange Staus und die derzeit steigenden Hotelkosten. Sie schätzen das "romantische Reisegefühl auf der Schiene" und fühlen sich häufig auch an ihre Kindheit und Jugend erinnert, zum Beispiel an die Europa-Rundreisen per Interrail-Ticket. Hält das Comeback des Nachtzuges das, was es verspricht?

Produktionsleiter/in
Karin Hauschildt
Thorsten Köpp
Redaktion
Dirk Külper
Autor/in
Timo Gramer