Die Nordreportage: Blitzerhochburg Hamburg
Mittwoch, 02. Oktober 2024, 18:15 bis
18:45 Uhr
Regelmäßig werden sie angehupt oder beschimpft und selten für ihre Arbeit gelobt: Sven Zschimmer und Andreas Steiner sind zwei von insgesamt 40 Blitzanlagenbetreuern der Verkehrsdirektion 1. Sie kümmern sich als Angestellte der Polizei Hamburg um Blitzgeräte in Hamburg.
Hamburg ist im bundesweiten Vergleich gut ausgestattet
Es gibt viel zu tun für die "Blitzer-Beauftragten": Hamburg ist im bundesweiten Vergleich gut ausgestattet mit Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen. Rund 47 stationäre Messgeräte, 20 fahrbare Blitzanhänger und fünf sogenannte Geschwindigkeitsüberwachungs-Kraftwagen (GüKw) gibt es in der Freien und Hansestadt. Sven Zschimmer und Andreas Steiner warten, reparieren und reinigen die stationären und mobilen Blitzgeräte. Sie sind auch dafür verantwortlich, die Blitzanhänger an Gefahrenstellen zu positionieren und tragen so dazu bei, dass Raser im Stadtverkehr ausgebremst und zur Kasse gebeten werden.
Mehr als 44 Millionen Euro hat die Stadt im Jahr 2023 an Bußgeldern für zu schnelles Fahren eingenommen. Ein Rekord, der den beiden Anlagenbetreuern bei ihren Außendiensteinsätzen nicht selten um die Ohren fliegt. Als "Wegelagerei" oder "Abzocke" kommentieren einige Autofahrer im Vorbeifahren ihre Arbeit. Andere lassen ihre Wut an den Blitzgeräten aus. 120 Beschädigungen an Blitzanhängern soll es laut Polizeiangaben 2023 gegeben haben, rund 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Wiederherstellung zerkratzter, besprühter oder zugeklebter Messfenster an Blitzgeräten: auch Fälle für die beiden Anlagenbetreuer.
Mit Herzblut und Akribie
Trotz der nicht immer freundlichen Resonanz bei ihren Einsätzen machen Zschimmer und Steiner ihren Job mit viel Herzblut und Akribie. Sie sind überzeugt, dass durch ihre Arbeit schon so mancher üble Unfall verhindert werden konnte. Vor allem, wenn sie einen mobilen Blitzer in einer Tempo-30-Zone, vor Schulen, Kitas oder Seniorenheimen, aufstellen. Bevor dieser in Betrieb geht, müssen sie etliche technische Einstellungen und Testmessungen nach festgelegten Parametern durchführen. Erst so haben die Messdaten auch vor Gericht Bestand.
Einige Verkehrsteilnehmer*innen zeigen echtes Interesse an ihrer Arbeit und stellen Fragen. Dann erklären die Anlagenbetreuer, wie eine Testmessung funktioniert oder dass Vandalismus am Blitzer sich schon deshalb nicht lohnt, weil die Fotos über Funk herausgeschickt und nicht im Gerät gespeichert werden. Wer bei einer mutwilligen Zerstörung erwischt wird, dem droht eine saftige Geldbuße oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Und, nein, das Bußgeld für Raser geht nicht auf ihr privates Konto. Leider, so die beiden Angestellten. Humor ist auch wichtig bei den "Blitzer- Beauftragten" der Stadt.
- Produktionsleiter/in
- Thorsten Köpp
- Redaktion
- Arne Siebert
- Dirk Külper
- Autor/in
- Karin Rowold