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Reiches Land - arme Frauen? Welche Rolle spielt die Rente?

Montag, 05. September 2022, 22:00 bis 22:45 Uhr

Die Rentenprognosen werden zunehmend düsterer in Deutschland, vor allem für Frauen. Denn Frauen beziehen jetzt schon im Durchschnitt fast die Hälfte weniger Rente als Männer. Warum ist das so? Wie fühlt sich ein Leben mit einer so geringen Rente an? Und vor allem: Wie können Frauen verhindern, im Alter zu verarmen?

45-Min-Autorin Simona Dürnberg geht auf eine persönliche Suche nach den Antworten. Sie trifft Frauen aus unterschiedlichen Generationen und holt sich deren Erfahrungen und Rat ein. Ein Film, der von Fehlern, aber auch von beeindruckenden Überlebensstrategien erzählt.

Schon mit 30 auf die Rente vorbereiten?

Voraussichtlich im Jahr 2057 wird Simona Dürnberg (Anfang 30) in Rente gehen - und sollte aufgrund der düsteren Rentenprognosen gut vorbereitet sein: Sparkonto, Aktien, Fonds? Doch das Leben im Alter erscheint noch unvorstellbar weit weg, die private Altersvorsorge auch. Wird sie später auch mal in Altersarmut geraten können? Die Autorin begleitet Frauen, deren Leben vom Rechnen und Sparen geprägt ist. Sie erlebt Frauen voller Sorgen, aber auch reich an Überlebensstrategien. Was kann die Autorin von ihnen lernen? Welche Fehler sollte sie nicht wiederholen?

Deutschland: Riesige Rentenlücke zwischen Frauen und Männern

Denn Fakt ist: Die Armutsgefährdung im Rentenalter wird weiter ansteigen - so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Frauen könne diese Entwicklung besonders hart treffen, schon heute erhalten sie 46 Prozent weniger Rente als Männer. Während der durchschnittliche Bruttobetrag der gesetzlichen Rente bei Männern 1.409 Euro beträgt, liegt er bei Frauen bei 833 Euro. Damit bildet Deutschland im internationalen Vergleich sogar das Schlusslicht: In keinem anderen europäischen Industrieland ist die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern so groß, so eine aktuelle OECD-Studie.

Zu arm, um am Leben anderer teilzunehmen

Die 73-jährige Ursula H. aus Hamburg-Wilhelmsburg weiß, wie sich diese Rentenlücke anfühlt - und möchte alle jungen Frauen warnen: "Bleibt bloß nicht so lange zu Hause, wenn ihr Kinder bekommt." Rückblickend bereut sie es, dass sie wegen der Kindererziehung 20 Jahre aus dem Beruf ausgestiegen ist. Ihre Rente fällt deshalb niedrig aus. Im Alltag zieht sich Ursula immer mehr zurück. Sie sagt: "Ich betrachte meine Umgebung nur noch durch eine Plexiglasscheibe - beim Leben der anderen kann ich nicht mehr mitmachen, dafür fehlt das Geld."

Kein Geld für Theater oder Restaurant

Auch Christel C. lebt zurückgezogen - für Essengehen oder Theaterbesuche ist schlichtweg kein Geld da: Zu lange hat sie in Minijobs gearbeitet, nach der Scheidung war wegen der Kinder nur Teilzeit möglich. Christel muss ihre Rente deshalb mit Grundsicherung aufstocken, ein Mal pro Woche nutzt sie das Angebot der Tafel - doch die 86-Jährige fühlt sich trotzdem nicht "arm".

Sie sagt: "Arm war ich im Krieg, heute muss ich zumindest nicht hungern." Und sie warnt die 45-Min-Autorin: "Du wirst es einmal schwerer haben als ich, denn deine Generation hat keinen Verzicht mehr gelernt."

Jüngere Generationen: Untrainiert in Sachen Überlebensstrategeien

Diese These unterstützt auch Irene Götz, Kulturwissenschaftlerin und Ethnologin an der Ludwig-Maximilian-Universtität München. Laut ihrer Forschung wird die Altersarmut die sogenannten Babyboomer und die jüngeren Generationen viel härter treffen: Denn Frauen, die im Krieg oder in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind, haben gelernt, mit wenig zurechtzukommen und dementsprechende Fähigkeiten und Überlebensstrategien entwickelt - das würde den nachfolgenden Generationen fehlen.

Altersarmut: Besonders alleinerziehnde Mütter gefährdet

Wiebke S. versucht deshalb fürs Alter vorzusorgen - doch die 31-Jährige gesteht: "Hätte mich mein Freund während der Schwangerschaft nicht verlassen, dann hätte ich mich vermutlich wie viele andere auch auf meinen Mann verlassen." Doch Wiebke weiß: Alleinerziehend zu sein ist einer der Hauptfaktoren, weshalb Frauen im Alter in Armut leben.

Finanzberaterin: "Frauen müssen dringend aktiv werden"

Was können Frauen heutzutage tun, um der Altersarmut zu entkommen? Welche Fehler früherer Generationen dürfen nicht wiederholt werden? Zusammen mit der Finanzberaterin Helma Sick bespricht Autorin Dürnberg Vorgehensweisen, um im Alter besser aufgestellt zu sein. Helma Sick weiß: "So lange die Politik in vielen Bereichen noch schläft, müssen Frauen dringend selbst aktiv werden."

Produktionsleiter/in
Kathrin Becker
Redaktion
Kathrin Becker
Regie
Simona Dürnberg
Autor/in
Simona Dürnberg
Produktionsleiter/in
Anja Reingold

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