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Wie entsorgen wir verstrahlte Atommeiler? Das Jahrhundert-Projekt

Montag, 05. Dezember 2022, 22:00 bis 22:45 Uhr

Den endgültigen Atomausstieg hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zwar höchstpersönlich um einige Monate verschoben. Aber eine große Anzahl an Kernkraftwerken ist in Deutschland schon abgeschaltet und im Rückbau begriffen. Nach grober Schätzung des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) fallen dadurch mehr als eine Million Tonnen schwach radioaktive Reste an, Rohrleitungen, Dämmstoffe, verbauter Beton. Wo und wie soll das alles entsorgt werden?

Rückbau Atomkraftwerk: Wohin mit den Reststoffen?

Sicherheit hat im Kernkraftwerk Brunsbüttel absolute Priorität, denn hier lauert Gefahr - unsichtbar und auch nicht zu riechen: radioaktive Strahlung. Die Fachleute, die am langsamen Rückbau des AKW arbeiten, wissen: Beim Strahlenschutz ist ein Gramm Hirn wichtiger als eine Tonne Blei. Alles muss sehr sorgfältig geplant werden.

Während heiße politische Debatten über die Zukunft der Atomkraft laufen, wird in Brunsbüttel mit jeder abgebauten Rohrleitung der Ausstieg mehr zur Realität. Doch es gibt ein Problem: Das Abbruchmaterial stapelt sich auf dem Gelände, es droht ein Abbaustopp. Keine Deponie in Schleswig-Holstein will die Reststoffe freiwillig aufnehmen, obwohl sie offiziell gar nicht mehr als radioaktiv gelten.

Bauschutt aus Atomkraftwerken abgelagert auf normalen Mülldeponien?

Insgesamt sind 32 deutsche Reaktoren bereits stillgelegt und weitgehend im Rückbau begriffen. Wohin mit den vom BUND geschätzten mehr als eine Million Tonnen nur noch schwach strahlender Reste der Atomruinen, den Rohrleitungen, den Dämmstoffen und dem verbauten Beton? Kritiker befürchten: Die Atomindustrie hat die günstigste Methode durchgesetzt, um sich ihrer Abrissabfälle zu entledigen. Mit dem Segen der Behörden lagert sie leicht verstrahlten Bauschutt auf Deponien ab und gibt Metalle an Recyclingbetriebe zur Wiederverwertung. Die Gegner fragen: Kann das richtig sein?

Kritiker befürchten Verteilung radioaktiver Substanzen

Kritisiert wird die sogenannte Freigabe: Mit hohem Aufwand werden in den Atomkraftwerken Oberflächen gefräst, mit Sand und Wasserdruck abgestrahlt, um das Material so weit wie möglich von strahlenden Teilchen zu befreien. Gelingt es den Unternehmen, die statistische Strahlenbelastung unter den Richtwert von zehn Mikrosievert pro Person und Kalenderjahr zu senken, kann der Schutt dann durch die Atomaufsichtsbehörde amtlich freigegeben werden.

Zehn Mikrosievert sind tatsächlich nicht viel, allein ein Flug in die USA schlägt durch die Höhenstrahlung mit circa 60 Mikrosievert zu Buche. Doch Kritiker befürchten eine Verteilung von radioaktiven Substanzen über ganz Deutschland. Denn wird der Strahlenrichtwert eingehalten, kann AKW-Bauschutt überall neu eingesetzt werden. Auch für die neue Terrasse.

Wie geht Frankreich mit dem Abbau der Atomkraftwerke um?

Die NDR Dokumentation bietet außergewöhnliche Einblicke in den extrem aufwendigen Prozess des Rückbaus. Autor Tim Boehme befragt Fachkräfte, Wissenschaftler und begleitet Kritiker der sogenannten Freigabe. Und er schaut, wie das Nachbarland Frankreich ganz anders mit der Herausforderung des Abbaus der Atomkraftwerke umgeht.

Weitere Informationen
Ein Bagger steht auf einer Baufläche auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel. © NDR

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Klagen verhindern, dass Bauschutt aus Brunsbüttel nach Lübeck und Ostholstein gebracht werden kann. Die Ultima Ratio rückt näher. mehr

Autor/in
Tim Boehme
Regie
Tim Boehme
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Gabriele Bauer
Redaktionsleiter/in
Kathrin Becker

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